Mütter wieder fit machen für den Alltag
Kursbedürftige Familien erfahren beim Caritasverband in Stendal Beratung und Begleitung
Stendal (dw) - Naturmaterialien sammeln und daraus ein Bild gestalten, Zeitungs- und Seidenpapier in lustige Knuddeltiere verwandeln, ein fetziges Chaosspiel zur Erkundung des Hauses, viele Lieder und mit Gongklängen untermalte Gutenachtgeschichten: All dies bildete den äußeren Rahmen eines Wochenendes, das Mütter und Kinder aus der Altmark Ende März in der Familienferienstätte St. Ursula in Kirchmöser gemeinsam genossen.
Petra Kittner vom Caritasverband für das Dekanat Stendal hatte zu diesem Wochenende erstmals alle eingeladen, denen sie im Laufe des vergangenen Jahres eine Mutter-Kind-Kur oder eine Müttergenesungskur vermittelt hatte. Die Sozialarbeiterin verbindet mit der Kurvermittlung ein umfassendes Angebot der Begleitung. Neben der ausgiebigen Beratung im Vorfeld der Kur gehört dazu auch die Kurnachsorge, einzeln oder für eine ganze Gruppe. Sie soll den Teilnehmerinnen einer Kur - korrekt ausgedrückt: einer Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahme - helfen, das zu festigen und aufzufrischen, was sie sich während ihres dreiwöchigen Kuraufenthalts vorgenommen haben. Sich mehr Zeit nehmen für sich selber, nein sagen lernen, sich selbst mehr mögen und daraus Kraft für den Alltag schöpfen - so lauten Vorsätze, die häufig in den Kuren gefasst werden.
Wichtigster Programmpunkt des Wochenendes in Kirchmöser, an dem übrigens auch ein Vater teilnahm, war der Besuch einer Psychologin. Sie machte den Erwachsenen zum Beispiel bewusst, wie sehr sie ihre Gefühle durch negative oder positive Gedanken beeinflussen können. Auslöser für Stress seien etwa die Gedanken, es allen Recht machen zu wollen, schneller, perfekter sein zu müssen und keine Schwächen zeigen zu dürfen.
Ein Grund für das besondere Engagement der Stendaler Caritas-Mitarbeiterin in der Kur-Vermittlung sind die positiven Erfahrungen, die sie als dreifache Mutter selbst bei einer Kur gemacht hat. Sie bedauert, dass es immer schwieriger wird, von den Krankenkassen eine Mütter- oder auch Väterkur genehmigt zu bekommen und würde sich wünschen, dass die zuständigen Gutachter sich besser über die Inhalte der Kuren informierten. Dass Betroffene erst Widerspruch einlegen müssen, um als kurbedürftig anerkannt zu werden, sei längst keine Ausnahme mehr. Manche kurbedürftige Mutter gebe angesichts der langwierigen Antragstellung auf halber Strecke auf. Ohnehin seien die meisten Frauen, die die Stendaler Beratungsstelle aufsuchten, sehr unsicher und voller Zweifel: "Steht mir solch eine Kur überhaupt zu? Wie wird mein Arbeitgeber reagieren?" Der Verwandten- und Bekanntenkreis tue oft sein übriges: "Meine Mutter hat auch fünf Kinder großgezogen, die hat nie Urlaub gemacht!" - Solche Bemerkungen wirken alles andere als ermutigend. "Eine Kur ist kein Urlaub", betont Petra Kittner. Kindererziehung werde immer schwieriger und finde gleichzeitig immer weniger öffentliche Anerkennung. Sie freut sich deshalb, dass der Caritasverband die freiwillige, nicht mit öffentlichen Geldern finanzierte Aufgabe der Kurberatung und -vermittlung weiterhin wahrnimmt.
Im Bistum Magdeburg findet Kurberatung bei allen Caritas-Dekanatsverbänden statt. Unter anderem können sich Interessierte dort auch Prospekte und Informationsmaterialien über das Müttergenesungswerk und Kurhäuser der Caritas und anderer Träger ansehen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 18.04.2001