Altenburger Ehepaar hilft ukrainischen Hochwasseropfern
Verein Humanitas
Altenburg (jk) - Von einem Hilfstransport in die ukrainische Karpatenregion sind Marianne Tannenberg und ihr Mann Anton kürzlich zurückgekehrt. Sie brachten 58 Badewannen, 150 Waschbecken, 100 Mischbatte-rien und Werkzeug im Wert von insgesamt 32 000 Mark in die von einem Hochwasser noch immer gezeichnete Stadt Mukatschewo in den Karpaten. Mehr als 40 000 Menschen waren dort im vergangenen Herbst durch ein Hochwasser obdachlos geworden. Jetzt hoffen die Tannenbergs, daß mit ihrem Hilfstransport der Wiederaufbau vorangetrieben wird. Mit dem Werkzeug beispielsweise werden Bautruppen vor Ort ausgestattet
Seit 1991 leitet Marianne Tannenberg den selbst gegründeten Verein Humanitas St. Martin. Der Verein unterstützt Menschen in der Ukraine und hat bereits mit über 60 Transporten unkonventionelle Hilfe geleistet. Mit ihnen wurde zum Beispiel eine Kirche in Kiew neu bestuhlt, eine Apotheke eingerichtet, ein Priesterseminar mit hundert Betten versorgt und ein Erholungsheim für tschernobylgeschädigte Kinder aufgebaut. In diesem Heim können sich im vierwöchigen Rhythmus jeweils 20 Kinder erholen. Anton Tannenberg war bei fast allen Hilfstransporten als Fahrer dabei. Das Rentnerehepaar macht diese zeitintensive Arbeit ehrenamtlich. Gelder und Sachleistungen versucht der Verein durch Spenden und Landesmittel zusammenzutreiben. Marianne Tannenberg freut sich heute noch über die knapp 2000 Lebensmittelpakete, die Bürger aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen für die Karpatenregion im letzten November spendeten: "Das hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt." In den betroffenen Dörfern hat so jede Familie ein Paket bekommen. Der Aufwand für diese Arbeit ist enorm. "Ehe so ein Transport zusammenkommt, sitze ich nur noch vor dem Computer und am Telefon" erläutert Marianne Tannenberg. Sie hat sich die nötigen Bürokenntnisse erst durch ihre Vereinsarbeit angeeignet, Anton Tannenberg war früher LKW-Fahrer
Inzwischen will der kleine Verein nur noch wenige Hilfstransporte starten. Einmal fehle das Geld und außerdem hoffe man, daß die Menschen in der Ukraine allmählich zum normalen Leben zurückkehren können. So vier bis fünf Transporte werden pro Jahr dennoch stattfinden. Auch eine Paketsammlung wird es wieder geben. Marianne und Anton Tannenberg wollen außerdem einen neuen Weg der Hilfe beschreiten. "Wir wollen Patenschaften zwischen deutschen und ukrainischen Familien vermitteln", erklärt Marianne Tannenberg. Durch solche "Familienpartnerschaften" soll den Menschen in der ukrainischen Karpatenregion beim Wiederaufbau geholfen werden. Deutsche Familien sollen, so der Plan des Vereins, den finanziellen Betrag nennen, den sie monatlich für eine Familie zu spenden bereit sind. Außerdem legen sie auch den Zeitraum der Patenschaft fest. Dem zuständigen Pfarramt in der Ukraine, das von zwei deutschen Priestern geleitet wird, wird das Geld persönlich vom Verein überbracht, das es an eine bedürftige Familie weiterleitet. Zur persönlichen Kontaktaufnahme bekommen sie von dort auch die Adresse ihrer ,,Patenfamilie"
Der Verein und die ukrainische Pfarrgemeinde verwalten das ganze ehrenamtlich und überprüfen alles, um einen Mißbrauch auszuschließen. Das Geld komme so zu 100 Prozent tatsächlich den Menschen vor Ort zugute. Die Tannenbergs hoffen, daß sich daraus viele persönliche Kontakte und Freundschaften entwickeln: "Wir wollen nicht nur Geld vermitteln. Wir wollen eine Beziehung zwischen Menschen schaffen. Das ist für uns auch ganz wichtig."
Informationen zu den Partnerschaften und über Möglichkeiten der Hilfe: Verein Humanitas St. Martin e.V., Kanalsstraße 4 in 04500 Altenburg, Telefon (O 34 47) 50 92 92.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 18.04.1999