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Frieden schaffen und ihn erhalten

Zur Magdeburger Ottonen-Ausstellung (2): Königtum aus Gottes Gnade

" ...vor allem berühmt für seine Frömmigkeit" -diese Worte, die Widukind von Corvey zur Beschreibung Ottos des Großen findet, gehören zum Herrscherlob des Mittelalters, zum Tugendkatalog mittelalterlicher Könige. Den Chronisten der Zeit war nicht daran gelegen, eine Charakterstudie individueller Personen zu zeichnen, ihnen war vielmehr daran gelegen, die Taten eines Königs als Ausdruck göttlicher Fügung und Einverständnisses zu zeigen.

Dabei ist die Salbung wichtigster Ausdruck für die Mitwirkung des Königs in der Heilsgeschichte. Am 7. August des Jahres 936 wurde Otto der Große in Aachen zum König gesalbt und gekrönt. Anders als sein Vater Heinrich I. -der auf die Salbung verzichtet hatte -begann Otto seine Königsherrschaft mit einem deutlichen Zeichen: Er war christus domini -Gesalbter des Herrn. Er war damit nicht mehr nur Laie, aber auch nicht ganz Priester. Der König stand als Vermittler zwischen den Klerikern und den Laien. Die Salbung verdeutlichte zudem, dass sein Königtum aus der Gnade Gottes stammte. Die Worte Dei gratia rex -durch die Gnade Gottes König -begleiten Könige bis in heutige Zeiten. Widukind von Corvey, dessen Bericht über die Vorgänge am detailliertesten, aber leider auch recht unglaubwürdig ist, berichtet von den Aufgaben und Pflichten, die mit der Salbung und Krönung verbunden waren: Der König war defensor ecclesiae -Verteidiger der Kirche. Seine wichtigste Aufgabe war es, Frieden zu schaffen und zu erhalten, Milde und Erbarmen gegenüber allen walten zu lassen. Clementia -Milde -wird von Widukind dann auch als hervorragende Eigenschaft Ottos herausgestellt.

"...zum Gedenken an unseren Vater und zum Heile unserer Seele" -für die Erinnerung an die Verstorbenen und für das eigene Seelenheil zu sorgen, sind grundlegende Anliegen der Menschen im Mittelalter. Sie taten dies, je nach sozialer Stellung, durch fromme Werke oder aber durch Kloster- und Stiftsgründungen. Auch für den König waren solche Gründungen selbstverständlich.

Unmittelbar nach der Königskrönung in Aachen kehrte Otto nach Sachsen zurück. In Quedlinburg angekommen, sorgte er für die Durchführung einer der wichtigsten Stiftsgründungen seiner Familie: Quedlinburg. Dieses Stift übernahm die Aufgaben des alten Gandersheim. Es wurde Grabstätte -Heinrich I., seine Gemahlin Mathilde und ihre gleichnamige Enkelin Mathilde wurden hier unter anderem begraben -und religiöses Zentrum der Ottonen. Hier fand das Gedenken, die memoria, für die Toten der Familie und ihrer Adligen statt.

Ein Jahr später, am Vorabend des Festes des heiligen Mauritius, am 21. September 937, gründete Otto in Magdeburg in Anwesenheit von zwei Erzbischöfen, acht Bischöfen und zahlreicher weltlicher Adliger das Kloster St. Mauritius. Dieses Kloster sollte Ausgangspunkt für die Missionierung der slawischen Stämme östlich der Elbe sein und war so auch sichtbarer Ausdruck für eine weitere königliche Aufgabe: Die Ausdehnung des christlichen Königreichs, das hier nicht das ostfränkische Reich bedeutete, sondern allgemein die Christenheit. In diesem Zusammenhang sind auch die Gründungen der Bistümer, zunächst Havelberg und Brandenburg, zu sehen.

" ...den stets die schützende Hand Gottes bewahrte" -durch die Salbung war Otto Gesalbter des Herrn geworden, durch fromme Werke erwies er sich als christlicher Herrscher. Dass er Aufstände und Kriege unangefochten überstand, zeigte den Zeitgenossen, dass Gott auf der Seite des Königs stand. Der Sieg über die Ungarn auf dem Lechfeld im Jahr 955 ist in diesem Sinne eines der wichtigsten Ereignisse in der politischen Biographie Ottos des Großen. Der Weg zur Kaiserkrone war damit vorbereitet.

Jutta Gladen

Lesetipp:

Jutta Gladen,

Auf den Spuren Ottos des Großen,

Halle an der Saale 2001;

ISDN 3-89812-048;

24,80 Mark

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 44 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 01.11.2001

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