Beim Arbeit-Teilen keine Patentlösung parat
KAB Cottbus
Cottbus (ks) - Der Arbeitnehmer an der Spree ist im Arbeitsprozeß weit mehr benachteiligt als der an der Saar - so jedenfalls war die anfängliche Meinung auf der Versammlung der Cottbuser Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) am 15. April. Der Abend sollte eine Grundwerte-Diskussion bringen, angestachelt von Gästen aus dem Bistum Speyer, Josef Homberg und Andreas Bossong. Doch es wurde klar, daß sich die Situationen an Saar und Spree doch gleichen unter der Bedingung immer weniger werdender Erwerbsarbeit. Die KABler stellten Gemeinsamkeiten fest: Arbeitnehmer entsolidarisierten sich, sie würden gegeneinander ausgespielt, ihre Rechte ausgehöhlt. Gesetze würden zu Ungunsten des "kleinen Mannes" ausgenutzt. Solchen Entwicklungen müsse gegengesteuert werden. Und wer solle das tun, wenn nicht die Christen? Aus Gewerkschaften sind Arbeitnehmer - nicht nur in den neuen Bundesländern - scharenweise ausgetreten. Die KAB will Hilfestellung für in der Isolation stehende Arbeitnehmer geben. Und wenn es materiell nicht möglich ist, dann wenigstens ideell. Für Mitglieder ist Rechtsschutz im Arbeitsrechtsstreit gegeben
Auch darüber hinaus wurden Meinungen ausgetauscht. Mehr Arbeit werde es in Deutschland nicht geben. Es könne nur hei-ßen: Arbeit und Reichtum teilen! Fragen wurden aufgeworfen: Wer ist reich? Ist Reichtum nur am Monatseinkommen meßbar oder auch im Zwischenmenschlichen? Ist es in unserer Zeit vorstellbar, daß von einem gut verdienenden Ehepaar ein Partner freiwillig zu Gunsten eines Arbeitslosen auf die Hälfte seines Arbeitsplatzes verzichtet? Patentlösungen waren nicht parat
Ein anderes Thema des Abends war der Appell zum Schuldenerlaß im Jahr 2000 für arme Länder. Millionen Menschen leben in lebensbedrohender Armut und ihre Länder müssen horrende Zinsen an Regierungen, Banken und internationale Finanzinstitutionen leisten. An eine restlose Abzahlung der Schulden ist dabei nicht zu denken. Eine internationale Unterschriftensammlung verlangt ein völkerrechtlich verankertes Verfahren zum Erlaß dieser Schulden unter der Bedingung, daß die frei werdenden Mittel in den armen Ländern tatsächlich direkt den Ärmsten zugute kommen. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend und das Bischöfliche Hilfswerk Misereor haben in Deutschland eine solche Aktion organisiert; angeschoben war sie aber von Papst Johannes Paul II
In den Sonntagsgottesdiensten der Cottbuser katholischen Gemeinden am vergangenen Sonntag konnten sich die Gottesdienstbesucher informieren und dann auch selbst unterschreiben. Ähnliches ist für einen ökumenischen Gebetsgottesdienst geplant, der im Mai in Cottbus stattfindet
Mit diesen Initiativen will der 36 Mitglieder zählenden KAB-Ortsverbandes Cottbus engagiert bleiben gegen Ungerechtigkeiten
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 25.04.1999