Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Bistum Dresden-Meißen

Militärbischof Dyba warnt vor "Multi-Kulti-Brei"

Dresden

Dresden - Der katholische Militärbischof Johannes Dyba hat zu einer stärkeren Besinnung auf die deutsche und christliche Kultur aufgerufen. Vor rund 600 Offiziersschülern sagte er am 29. April in der Heeresoffiziersschule in Dresden: "Wir müssen eine deutsche und eine christliche Leitkultur verteidigen, entwickeln und leben." Zugleich warnte er vor der Entstehung einer multikulturellen Kultur im Zusammenhang mit der Aufnahme von Ausländern. "Wenn wir einfach nur mischen, dann kommen wir in zehn oder 20 Jahren zu den Zuständen, die wir jetzt in anderen Regionen Europas beklagen und vor denen wir erschüttert stehen", sagte er, ohne Kosovo direkt zu nennen

Die Deutschen müßten sich stärker ihr Erbe und ihre Kultur bewußt machen. "Dies ist die deutsche Kultur, die viel mehr umfaßt als diese unglückseligen Jahre der Nazidiktatur. Und es ist die christliche Kultur, die uns die Werte gegeben hat", hob Dyba hervor. Man könne nicht sagen: "Die deutsche Kultur ist diffamiert, wir nehmen jetzt ein bißchen Buddhismus, ein bißchen Islam, ein bißchen Esoterik und ein bißchen Auschwitz und dann machen wir daraus ein Multi-Kulti."

Heute werde mitunter gefragt, warum sich die Kirche in das Schulwesen einmische. "Ja, die Kirche hat die Schulen erfunden", sagte Dyba. Auch Hospitäler habe es nicht gegeben, bevor das Christentum kam. Dieser selbstverständliche Grundbegriff, daß man dem Armen und Verletzten hilft" komme weder aus dem Hinduismus, dem Buddhismus, dem Islam oder aus dem Heidentum - "das kommt aus dem Christentum."

Eine Einwanderung von Ausländern nach Deutschland müsse schon deshalb zugelassen werden, "weil wir nicht mehr in der Lage sind, bei unserem demographischen Bild unser Land so zu entwickeln, wie das für die Zukunft wünschbar ist". Allerdings könne von man von türkischen und anderen Neubürgern nicht den nötigen "gesunden Patriotismus" verlangen, den man jahrzehntelang den eigenen Leuten als suspekt dargestellt habe. Angesichts des sich weiter öffnenden Europas sei die entscheidende Frage jetzt: "Wollen wir damit unsere Identität als Christen und als Deutsche aufs Spiel setzen?" Und Dyba fügte hinzu: "Wir müssen doch nicht einen Multi-Kulti-Brei machen, wenn wir eine eigene Kultur hier haben." Bei der europäischen Integration könnten die Deutschen nicht sagen: "Wir waren mal Deutsche, dann waren wir Sünder und Schuldige, jetzt wollen wir nur noch Europäer sein. Das ist keine Eintrittskarte für Europa." In der ganzen Welt gebe es kein Volk, "das seine eigene Staatsangehörigkeit so bedenklich findet", meinte Dyba. "Irgendwann muß das mal wieder normal werden."Dyba kritisierte zudem die allein auf Erfolg und Spaß orientierte moderne Lebensweise. Sie lasse die Annahme von Krankheit, Alter, Behinderung, aber auch von "Treue, Gehorsam, Opferbereitschaft, Selbstbeherrschung und Ehrlichkeit" zu "barem Unsinn" werden

Offiziersschüler im Auditorium übten im Anschluß an Dybas Rede scharfe Kritik an einigen Äußerungen des Militärbischofs. Diese hätten ihn an "Wochenschauen von 1942 erinnert" sagte ein Offiziersschüler. Über die Hälfte der Menschen seien keine Christen, sagte ein anderer und fragte: "Sind das schlechtere Menschen?" Er halte es für gefährlich, "anderen Religionen die Fähigkeit abzusprechen, eine auf Werten basierende Gemeinschaft zu bilden", kritisierte ein weiterer Offiziersanwärter

Tomas Gärtner

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 18 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 09.05.1999

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps