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Bistum Erfurt

Renovabis-Chef dankte für Interesse am Hilfswerk

Jugendwallfahrt

Erfurt (bip) - "Halt mich ..." lautete das Motto der diesjährigen Jugendwallfahrt nach Erfurt. Manch einem der rund 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus dem Bistum Erfurt, aber auch aus Nachbardiözesen gekommen waren, fiel da sofort ein Lied der Gruppe "Pur" ein. Doch es ging um mehr, denn das Motto wollte verdeutlichen, daß sich Christen gehalten und geborgen wissen in Gottes Welt. Und welches Symbol hätte besser für das Motto stehen können als ein überdimensionales buntes Netz, das den Altarraum und die Türme mit den Lautsprecheranlagen überzog. Gemeinsam mit Bischof Joachim Wanke feierten Caritasdirektor Reinhold Lovasz aus dem rumänischen Carancebes, Diözesanjugendseelsorger Ioan Kapor aus dem rumänischen Timisoara sowie der Geschäftsführer des Hilfswerks Renovabis Pater Eugen Hillengass, mit den Jugendlichen den Wallfahrtsgottesdienst. Angereist waren auch mehrere Jugendgruppen aus Rumänien, Tschechien und Polen. Für die musikalische Seite der Wallfahrt sorgte die Brandenburger Gruppe "Patchwork".

"Wir sind gehalten von Gottes Hand und wir sind auch getragen von vielen persönlichen Freundschaften, ohne die wir nicht leben können." Das muß zu Beginn des Gottesdienstes auch Robinson Crusoe erkennen, der in einer Hängematte neben der Holzbühne mit dem Altar lag. Er braucht zwar nicht in die Schule, hat keinen Streß, keinen Ärger mit "der Alten", wie er findet, aber es fehlt ihm etwas. Er ist allein und niemand hält ihn. So muß er sich schließlich resigniert und mürrisch verziehen. Mit dem "... gehalten werden", sei es aber so eine Sache, stellte Bischof Wanke deshalb in seiner Predigt fest. Es gibt ein Halten, das Sicherheit gibt, es gibt aber auch ein Halten, das einen erdrücken kann, das eine regelrechte Vereinnahmung beinhaltet. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn in Lukas 15 zeige dagegen, daß der Vater seinen Sohn zwar frei läßt, er läßt ihn machen, er läßt ihn gehen, aber er läßt ihn nicht fallen. Solche Eltern zu haben, die ihre Kinder frei lassen, die sie aber nicht fallen lassen, wenn es darauf ankommt, wünschte der Bischof jedem Jugendlichen. "Gott läßt uns unseren Weg gehen, er bleibt jedoch immer mit uns im Gespräch, er hält uns immer die Tür offen ...", ermutigte Wanke die Mädchen und Jungen.

Es sei gegenwärtig sicherlich schwer, Vertrauen in die Zukunft zu entwickeln, so der Bischof. "Mich selbst bedrückt, daß zur Zeit Vertrauen schwindet, daß Haß gesät wird. Mir macht es zu schaffen, daß Kinder leiden, daß Frauen vergewaltigt werden, daß alte Menschen vertrieben werden. Wenn ich die Bilder im Fernsehen sehe, frage ich mich: Stell Dir vor, du müßtest jetzt mit deiner über 90jährigen Mutter Hals über Kopf fliehen", rief ein sichtlich bewegter Bischof den Jugendlichen zu. Vertrauen zu entwickeln, sei aber nie leicht gewesen. Es habe jedoch - Gott sei es gedank - immer Menschen und Organisationen gegeben, die Hoffnung vermittelt und Halt gegeben hätten.

Eine solche vertrauen(s)-schaffende Organisation sei Renovabis, die Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa. Ein solches Zeichen der Hoffnung sei auch die diesjährige Renovabis-Pfingstaktion, die unter dem Leitgedanken "Auf Gott hoffen - einander vertrauen" steht. Ein Zeichen des Vertrauens sei auch das dreitägige Partnerschaftstreffen für Engagierte und Interessierte aus den neuen Bundesländern gewesen, das zeitgleich mit der Jugendwallfahrt in Erfurt stattfand. Er selbst, so Bischof Wanke, hätte einige Grundsätze, die ihm helfen würden, Vertrauen zu behalten. "Laßt Euch nicht verrückt machen; schafft gute Gewohnheiten, umgebt Euch mit den richtigen Freunden und sucht Gottes Nähe. Entwickelt eine Frömmigkeit, die ich als Freundschaft mit Jesus Christus bezeichnen möchte und sucht die Nähe mit dem Herrn im Gebet", empfahl er den Teilnehmern des Gottesdienstes.

Nach dem Gottesdienst begeisterten mit ihrem Rahmenprogramm die tschechische Band "Telepace" und der Eichsfeldjugendchor sowie die vielen thematischen und kulinarischen Marktstände auf der Severiwiese die Gäste. Während des Zwischenprogramms gab es wie immer unterschiedlichste Angebote. Bei der Abschlußveranstaltung trugen Jugendliche Zeugnisse von Erfahrungen und Aktionen christlicher Gemeinschaft vor. So war der Weltjugendtag 1997 in Frankreich ein Thema, junge Tschechen erzählten vom Treffen bei der "Internationalen Woche" im Erfurter Jugendhaus "St. Sebastian" und auch die Gäste aus Rumänien berichteten von ihren Erfahrungen christlicher Gemeinschaft. Vor allem das Jugendhaus im rumänischen Weidenthal im Banat, das seit Jahren auch von Thüringer Jugendlichen genutzt und auch unterstützt wird, ist nicht hoch genug zu bewerten. Die Kollekte der Jugendwallfahrt ging deshalb auch jeweils zur Hälfte nach Weidenthal und für ein Jugendhaus in die tschechische Diözese Ostrava.

Die Jugendwallfahrt wurde in Zusammenarbeit mit dem kirchlichen Hilfswerk "Renovabis" vorbereitet. Pater Eugen Hillengass dankte den Jugendlichen für die freundliche und herzliche Aufnahme und das rege Interesse an der Arbeit des Hilfswerks. Es sei wichtig, daß wir hier Menschen haben, denen der Osten am Herzen liege, dankte der Pater. "Die längste Grenze haben wir mit dem Osten, mit Polen und Tschechien. Wenn es uns nicht gelingt, hier einander näher zu kommen, vor allem mit sozialen Kontakten, aber auch mit Hilfslieferungen und Aufbauhilfe, so wird Europa scheitern", mahnte der Jesuitenpater.

Für den Chef-Organisator der Jugendwallfahrt, den langjährigen Jugendreferenten Meinrad Bauer, war es seine letzte Jugendwallfahrt in dieser Funktion, da er ab Herbst 1999 nicht mehr in der Jugendseelsorge arbeiten wird. Jugendpfarrer Stephan Riechel dankte ihm deshalb - unter dem donnernden Applaus der 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer - für sein großes Engagement und wünschte ihm alles Gute für die Zukunft. Auch Schwester Gisela von der Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern in Friedrichroda wurde von Bischof Wanke verabschiedet. Die bei den Jugendlichen sehr beliebte Gemeindeschwester wird noch dieses Jahr von Arnstadt ins russische Kaliningrad wechseln, um dort als Gemeindeschwester zu arbeiten.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 19 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 16.05.1999

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