Das Ehrenamt ist unverzichtbar
Eine Gruppe Freiwilliger in Gotha engagiert sich in der Hospizbewegung
Erfurt/Gotha (kh) -Knapp 20 000 Katholiken engagieren sich laut Diözesan-Caritasdirektor Bruno Heller ehrenamtlich in den Pfarrgemeinden und kirchlichen Verbänden im Bistum Erfurt. Viele von ihnen reinigen die Kirchenräume, andere wirken bei Gottesdiensten mit, leiten Jugendgruppen oder betreuen ältere Menschen -manchmal sogar bis zum Tod. Gerade in der Hospizarbeit seien Ehrenamtliche Heller zufolge unentbehrlich. Eine Gruppe von Freiwilligen, die Sterbebegleitung anbietet, ist die Hospiz-Initiative Gotha. Sie hat sich am 2. November im Rahmen einer Pressefahrt von Caritas und Diakonie vorgestellt.
Den Verband gibt es seit 1997. 25 teils christliche, teils konfessionslose Begleiter wurden seitdem in Seminaren auf ihre Aufgabe vorbereitet. In diesen Kursen lernten die Teilnehmer, nicht selbst mit den von ihnen Betreuten "mitzusterben", erklärt Koordinator Bernhard Liebe. Die Trauer könne sogar zu einer neuen Lebensqualität verhelfen, meint er, denn die Begleiter merkten: "Ich kann jetzt weggehen, ich kann mich bewegen, ich kann gehen, ich kann sehen!" und lernten das zu schätzen.
Eine der Betreuerinnen ist die 79-jährige Lotte Schmidt. Sie besucht seit fast zwanzig Jahren ältere Menschen zu Hause und im Altenheim, fährt manche noch selbst mit dem Auto zum Altennachmittag. Durch ihren ehrenamtlichen Einsatz habe sie erst gemerkt, wie viel Einsamkeit es unter den Menschen gebe, sagt die Rentnerin. Sie empfindet es als Bereicherung, das Leben anderer mitzugestalten. Zum Beispiel betreute sie längere Zeit eine an Parkinson erkrankte Frau. Wenn sie zusammen spazieren gingen, sangen die beiden Frauen und sagten Gedichte auf. "Von denen, wo ich einen Vers kannte, kannte sie alle vier", erinnert sich Schmidt.
Meist seien es Frauen, die wie Lotte Schmidt ehrenamtlich Aufgaben übernähmen, sagt Heller. Sie kämen überwiegend aus der aktiven "Kerngemeinde" einer Pfarrei.
Dieter Tippelt vom Freiwilligenzentrum Saalfeld (FWZ) stellte den Pressevertretern in Erfurt aber auch zwei Männer vor, die sich für diesen offenen Verband engagieren: Der eine ist Hobbybastler und repariert alte Geräte fürs Museum. Eine Plattenkamera, ein Grammophon, und eine alte Uhr hat er zum Beispiel bereits wieder in Gang gesetzt. Der andere hilft bei Möbeltransporten mit. Von diesem Möbeldienst des FWZ profitieren Menschen, die körperlich nicht in der Lage sind, diese Kleinumzüge selbst durchzuführen und sich keine Möbelpacker leisten können.
Das FWZ vermittelt aber nicht nur einzelne Ehrenamtliche weiter, sondern führt auch eigene Projekte durch. Eines davon richtet sich an Jugendliche aus sozial schwachen Familien, die sich politisch nach links oder rechts orientieren. Seit 1998 bietet ihnen das FWZ an, eine Woche lang gemeinsam bei einem Bergbauern in der Schweiz zu leben und zu arbeiten. Ziel der Initiative ist es, die Jungen und Mädchen aus ihrem Umfeld herauszunehmen. In einer beeindruckenden Landschaft sollen sie erfahren, dass es Menschen gibt, die arbeiten und mit einem Minimum an Komfort leben müssen, aber dennoch zufrieden sind. Die Jugendlichen lernen, trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten miteinander auszukommen. Tippelt zufolge geht diese Rechnung auf. Wenn die jungen Leute gemeinsam beim Bergbauern auf der Terrasse säßen, seien sie nur noch an ihrer Kleidung zu unterscheiden.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 08.11.2001