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"Hier ist's schön, Großmama"

Erstmals Großeltern-Enkel-Tag in Jauernick veranstaltet

Hand in Hand durchs Zwergenland Großeltern mit Enkeln Jauernick -Beim Frühstück hilft ein Mann einem kleinen Jungen, ein Schälchen Milch auszutrinken. Mittags schubst eine Frau zwei Kinder auf der Schaukel an. Nach dem Essen liest eine ältere Frau ihrem Enkel vor und spielt danach Domino mit ihm.
"Die emotionale Bindung zwischen Großeltern und Enkelkindern ergibt sich von allein. Da muss ich gar nichts dazu tun", sagt Bernadette Rausch. Gemeinsam mit Mechthild Masson hat sie vom 31. Oktober bis 4. November die ersten Großeltern-Enkel-Tage in Jauernick geleitet.
Auf die Idee gekommen, ein solches Wochenende anzubieten, ist Bernadette Rausch durch eine Freundin, die ähnliche Freizeiten im Bistum Dresden-Meißen organisiert. Doch während die Kurse dort sehr gut angenommen werden, mussten im Bistum Görlitz die ersten Großeltern-Enkel-Tage entfallen, weil sich zu wenige Interessenten gemeldet hatten.
Am diesjährigen Reformationstag aber fanden sich dann gut 30 Teilnehmer im St.-Wenzeslaus-Stift ein.Während Großeltern und Enkel fünf Tage lang zusammen Spaß hatten, konnten sich die Eltern zu Hause von ihrem oft recht strapaziösen Alltag erholen.
Bernadette Rausch versteht das gemeinsame Wochenende für Jung und Alt auch als religiöses Bildungsangebot. Drei der Vormittage standen deshalb unter einem bestimmten Thema: Am Donnerstag, dem Fest Allerheiligen, ging es um Heilige. Die Kinder hörten etwas über einige ihrer Namenspatrone und bekamen Heiligenbilder zum Ausmalen. Die Erwachsenen erfuhren währenddessen, wie ein Heiligsprechungsprozess abläuft und mit welchen Attributen Heilige dargestellt werden.

Der Freitagvormittag war -passend zu Allerseelen -mit "Himmel und Hölle" überschrieben. Bernadette Rausch sprach in der Erwachsenenrunde darüber, dass Himmel und Hölle nicht bestimmte Orte oder Zeiten bezeichneten. Sie seien vielmehr Bilder für den Zustand der Beziehung zu Gott. Der Himmel stehe für eine große Nähe, die Hölle hingegen für Beziehungslosigkeit.

Am Samstag drehte sich alles um die Lieblingsbücher der kleinen und großen Leseratten. Anlass war der Gedenktag des heiligen Karl Borromäus, des Patrons der Bibliotheken und Büchereien, am 4. November. Den Nachmittag verbrachten die Großeltern und Enkelkinder -wie schon an den Tagen vorher -gemeinsam. Nach einem Museumsbesuch und einer Führung durch den ältesten Friedhof der Stadt Görlitz war nun ein Ausflug ins Zwergenland geplant: Eingemummt in Schals und warme Anoraks machten sich die Omas und Opas sowie die Kinder mit ihren selbst gebastelten Laternen bei Anbruch der Dämmerung auf den Weg zu einem nahen Waldstück. Dort wurden sie schon von Jauernicker Kindern erwartet, die sich als Zwerge verkleidet hatten.

Mit im Zwergenwald dabei waren auch Sigrid und Günter Thiemann aus Görlitz mit ihren Enkelinnen Lydia, Helene und Annemarie. Die dreijährige Helene wollte zuerst eigentlich lieber bei ihrer Mutter bleiben. Doch in Jauernick sagte sie dann zu Sigrid Thiemann: "Hier ist 's schön, Großmama. Hier fahr ich wieder hin."

Auch für Sigrid Thiemann selbst sind diese fünf Tage mit ihren Enkelinnen eine "ganz neue Erfahrung", wie sie sagt. Die Mädchen waren vorher noch nie so lange bei ihr. Aber weil alles so gut klappt, möchte die 61-Jährige nächstes Jahr wieder nach Jauernick kommen -und zwar sogar mit Verstärkung: "Da nehm ich mir noch ein paar Enkel mehr mit." Schließlich sind die Thiemanns achtfache Großeltern.

Karin Hammermaier

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 45 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 08.11.2001

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