Bischof Wanke: Chancen für gelebtes Christsein nutzen
Männerwallfahrt
Klüschen Hagis / Wachstedt (ep) - Bischof Joachim Wanke hat dazu aufgerufen, die heutigen vielfältigen Chancen für echtes Christsein zu nutzen. Es gebe heute genauso viele Chancen für gelebtes Christsein wie zu DDR-Zeiten, sagte Wanke bei der diesjährigen Männerwallfahrt ins eichsfeldische Küschen Hagis. Allerdings, so der Bischof, gebe es "viel mehr Möglichkeiten, ... sich die Ohren volltönen zu lassen, im Dauerstress zu versinken, sein Lebenshaus mit allen möglichen Dingen vollzustopfen, so daß am Ende für Gott kein Platz mehr ist"
Die Männerwallfahrt stand unter dem Leitgedanken "Vater unser ..." und griff damit das Thema des letzten Vorbereitungsjahres auf die Jahrtausendwende auf, das unter dem Schwerpunkt "Gott, Vater" steht. Zur Wallfahrt waren mehr als 15 000 Teilnehmer gekommen, darunter zahlreiche Gruppen mit Fahrrädern oder zu Fuß. Etliche der Männer hatten ihre Kinder oder auch die ganze Familie mitgebracht
Mit dem Bischof, Weihbischof Hans-Reinhard Koch und weiteren Seelsorgern des Bistums konzelebrierte auch der ugandische Bischof Johannes Baptist Kaggwa. Der afrikanische Bischof weilte gemeinsam mit Mitarbeitern seiner Diözese Masaka auf Einladung des Ugandakreises des Heiligenstädter Elisabeth-Gymnasiums und der KAB St. Martin Heiligenstadt im Eichsfeld
Bischof Wanke mahnte, sich nicht von Stammtischparolen aufhetzen zu lassen. "Gebt nicht solchen eure politische Stimme, die aus dem Bauch heraus Politik machen, die Ressentiments schüren und die Vergangenheit glorifizieren." Zum Leid der Menschen auf dem Balkan sagte der Bischof: "Bei allem moralischen Abwägen, bei allem Wissen um die Notwendigkeit auch militärischer Gewalt gegenüber einer menschenverachtenden Politik: Es bleibt ein bitterer Beigeschmack im Mund. Wieviel Haß hat dieser Krieg schon produziert!" Für ihn, so der Bischof weiter, sei "nicht der hochgestochene Atheismus mancher sogenannter Intellektueller ... ein Glaubensproblem, sondern das unbegreifliche Leid der Unschuldigen, besonders der Kinder". "Daß Gott ihnen und uns allen sich als Vater erbarmen möge", dies sei sein Gebetswunsch und sicher auch das der versammelten Wallfahrer, so der Bischof.
Auch in der Feierstunde zum Abschluß der Wallfahrt stand das Vatersein Gottes und das der menschlichen Väter im Mittelpunkt. "Wüsti" alias Diakon Johann Freitag und "Friedi" alias Bäckermeister Hermann Josef Bode griffen wieder auf ihre humoristische Weise die Wallfahrtsthematik auf, allerdings zum letzten Mal. Sie wollen nun jüngeren Akteuren diese Aufgabe überlassen und wurden unter großem Applaus verabschiedet. Während der Feierstunde wurde auch das nach 20 Jahren erneuerte Konrad-Martin-Kreuz, das gegenüber der Wallfahrtskirche oben am Hang steht, gesegnet. Zuvor hatte der frühere Erwachsenen-Seelsorger des Eichsfeldes, Pfarrer Franz Konradi, die versammelten Männer zum Vatersein aus christlicher Haltung heraus ermutigt
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 23.05.1999