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Aus der Region

Ehe braucht mehr Förderung

Kardinal Sterzinsky

Dresden - Vor einem schwindenden Bewußtsein für die Ehe als Wert hat der Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky gewarnt. Auf längere Frist sei die auf Lebenszeit eingegangene eheliche Beziehung gefährdet, sagte er am Rande des Jahrestreffens katholischer Familienseelsorger in Dresden. Die einstige Hochschätzung dieses Wertes falle in der heutigen Gesellschaft einer allgemeinen Beliebigkeit zum Opfer

Die Kirche müsse alles daransetzen, die Ehe als unersetzbaren Wert zu erhalten, sagte Sterzinsky, der zugleich Vorsitzender der Kommission Ehe und Familie bei der Deutschen Bischofskonferenz ist. Auch die Familie als kleinste Einheit, aus der Gesellschaft und Kirche erwachsen, bedürfe besonderer Förderung. Dazu sei es erforderlich, bereits den Kindern Ehe und Familie als lebensfördernde Möglichkeit bewußt zu machen.

Ferner müsse partnerschaftliches Lernen vor und in der Ehe gefördert werden. Gelernt werden müsse vor allem Kommunikation. "Man kann trainieren, so miteinander umzugehen, daß die Ehe nicht kaputtgeht", sagte Sterzinsky. Familienseelsorger bekämen hierbei zunehmende Bedeutung, weil es immer weniger soziale Faktoren gäbe, die die Ehe stabilisieren. "Wie oft beispielsweise können Mann und Frau nicht zusammenleben, weil sie durch unterschiedliche Arbeitsorte voneinander getrennt sind", so Sterzinsky. Auch die heutzutage geringere Zahl von Kindern in einer Familie spiele eine Rolle. Häufig blieben Paare nur so lange zusammen, wie gemeinsame Kinder zu erziehen seien. Letztlich werde die "personale Liebe" mehr und mehr zum einzigen Bindeglied zwischen Eheleuten

Versuche, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften juristisch in die Nähe der Ehe zu stellen, lehnte Sterzinsky entschieden ab. Ein gesetzgeberischer Vorstoß in diese Richtung würde zu einer schweren Konfrontation in der Gesellschaft führen. "Das wäre kein bereichernder, sondern ein konfrontierender Pluralismus", meinte er.

Gefördert werden müßten auch Formen der Gemeinschaft mehrerer Familien wie Lebens- oder Hauskreise, sagte die Münsteraner Diözesanreferentin Eva Polednitschek-Kowallik. Diese kleinen Lebenswelten trügen stärker noch als andere kirchliche Institutionen dazu bei, daß Menschen sich von der Kirche angesprochen fühlen. Johannes Hintzen, Referent für Erwachsenenseelsorge beim Bistum Dresden-Meißen, fügte hinzu, für viele Familien habe sich nach einem Umzug die Entfernung zwischen Wohnort und Kirche vergrößert. Solche Kreise könnten diese Distanz überbrücken

Zu ihrem Jahrestreffen waren vom Ende Mai 35 Referenten für Familienseelsorge sowie Vertreter von Verbänden aus allen 27 katholischen Bistümern Deutschlands in Dresden zusammengekommen. Im Mittelpunkt der Tagung standen die politische Dimension und die spirituellen Wurzeln kirchlicher Familienarbeit.

Tomas Gärtner

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 22 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 06.06.1999

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