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Bistum Magdeburg

Blindes Ehepaar feiert diamantene Hochzeit

Vorgestellt

Zwei Töchter und einen Sohn hat Ella Pohl alleine mit ihrem Mann Paul großgezogen, obwohl sie seit ihrem fünften Lebensjahr blind ist. Wenn man sie fragt, wie sie das geschafft hat, lacht sie nur verschmitzt. Wenn die Eheleute am 10. Juni mit einem Gottesdienst in der Burgkapelle Ziesar ihren diamantenen Hochzeitstag feiern, wollen sie Gott besonders für ihre Kinder danken, für die neun Enkel und die zehn Urenkel

Die beiden strahlen heitere Gelassenheit aus, wenn sie auf ihren Wohnzimmersesseln sitzen und von früher erzählen. Kennengelernt haben sich die gebürtigen Schlesier, die schon vor dem Krieg nach Sachsen-Anhalt zogen, beim Magdeburger Blindenverein. Paul Pohl, der kurz nach seiner Geburt den größten Teil seines Augenlichtes eingebüßt hat, arbeitete dort als Bürstenmacher, seine spätere Frau hatte in Halle eine Ausbildung zum "Tippfräulein" gemacht. Sie waren 1939 die ersten, die in der neuerbauten Förderstedter Theresien-Kapelle heirateten. Ella Pohl war damals noch evangelische Christin, trat aber einige Jahre später zur katholischen Kirche über. Sie meisterte den Haushalt und die Kindererziehung fast ganz ohne fremde Hilfe. Die Mutter, bei der sie anfangs lebten, konnte wenig Unterstützung geben, da sie selber durch Arbeit und Pflege ihres Mannes voll ausgelastet war. Das junge Paar fand Arbeit im Staßfurter Rundfunkwerk, später machten sie Heimarbeit für die Blindengenossenschaft

Über 50 Jahre lang hat Paul Pohl in Sonntagsgottesdiensten ehrenamtlich auf den Außenstationen die Orgel gespielt. 1945 begann er damit in Glöthe, in der Nähe des damaligen Wohnortes Üllnitz. Der Vikar wußte, daß er als Junge in der Blindenschule in Breslau einige Zeitlang Klavierunterricht bekommen hatte. Seit dem Umzug der Familie nach Ziesar im Jahr 1978 spielte er in der Außenstation Tucheim. Erst Ende vergangenen Jahres gab er diesen Dienst auf

Heute ist Paul Pohl 83 Jahre alt, seine Frau ist vier Jahre älter. Als die beiden noch mit etwas mehr jugendlicher Unternehmungslust gesegnet waren, nahmen sie regelmäßig an den Zusammenkünften für blinde Katholiken des Bistums Magdeburg teil. Jetzt sind sie hauptsächlich durch die Medien mit anderen blinden Christen verbunden. Unter anderem haben sie eine christliche Zeitschrift in Blindenschrift abonniert.

Dorothee Wanzek

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 22 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 06.06.1999

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