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Bistum Magdeburg

Modellprojekt sieht Zusammenarbeit der Kirchen vor

Religionsunterricht

Magdeburg (dw) - Mit einem Modellprojekt wollen evangelische und katholische Kirche die Zusammenarbeit beim Religionsunterricht in Sachsen-Anhalt vorantreiben. Darüber informierten Dr. Ulrich Plaga von der Schulabteilung des Bistums Magdeburg und Christoph Hartmann vom Pädagogisch-Theologischen Institut Drübeck am vergangenen Wochenende am Rande des ersten ökumenischen Religionslehrertages in Magdeburg. Ob das Modellprojekt tatsächlich ins Laufen kommt, hänge allerdings noch vom Entgegenkommen des Kultusministeriums ab

Das Modell sieht vor, an zunächst 18 ausgewählten Gymnasien und Gesamtschulen des ländlichen Raumes Religionsunterricht in einer der beiden Konfessionen anzubieten, der dann jeweils von der anderen Konfession anerkannt wird. Es handelt sich um Schulen, an denen bislang überhaupt kein Religionsunterricht stattfinden konnte. Die Kirchen erwarten vom Kultusministerium, daß es an den Projektschulen neue Lehrkräfte anstellt - eine Bedingung, auf die das Ministerium allerdings bislang noch nicht eingegangen sei. "Wir sehen nicht ein, daß wir den Unterricht allein mit kirchlichen Mitarbeitern bestreiten sollen", sagt Plaga

Vertreter des Bistums Magdeburg hatten dem Kultusministerium in der Vergangenheit wiederholt mangelndes Engagement bei der gesetzlich verankerten Einführung des Religionsunterrichts in Sachsen-Anhalt vorgeworfen. Gegenwärtig sei beim Religionsunterricht sogar ein Rückgang zu verzeichnen, obwohl etliche Lehrkräfte beider Konfessionen fertig ausgebildet seien und nur auf eine Anstellung warteten, bedauert Plaga. Das Ministerium schreibe so wenige Stellen aus, daß nicht einmal die durch Ruhestand, Schwangerschaft oder Umzug wegfallenden Stellen ersetzt würden. Für das Schuljahr 1999/2000 beispielsweise seien nur drei Religionslehrerstellen ausgeschrieben. Hartmann und Plaga bemängelten zusätzlich, daß die Ausschreibungen keinerlei Angaben über die Konfession enthielten

Beide wünschen sich künftig eine verstärkte Zusammenarbeit beider Konfessionen beim schulischen Religionsunterricht und darüber hinaus mehr Kooperation mit dem Ethikunterricht. Schon heute gibt es gemeinsame Lehrer-Fortbildungsveranstaltungen. Immer wieder kommt es vor, daß Religionslehrer während ihrer Ausbildung Praktika bei Kollegen der anderen Konfession machen

Mehrere Teilnehmer des Religionslehrertagung kritisierten die gegenwärtige Praxis des konfessionellen Religionsunterrichts für die hiesige Diasporasituation als wirklichkeitsfremd. Die Kirchen wollen derzeit an der konfessionellen Trennung festhalten. Zur Begründung verweisensie auf die Notwendigkeit einer "Rückbindung" des Unterrichts an konkret erlebbare Kirche vor Ort und auf konfessionelle Unterschiede. Der evangelische Pfarrer Christoph Hartmann sagte, er halte langfristig einen von den Kirchen gemeinsam verantworteten Religionsunterricht mit konfessionsvergleichenden Bestandteilen für denkbar. Derartige Modelle seien aber noch Zukunftsmusik

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 23 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.06.1999

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