...am 31. Januar 1953
Damals
Klemens Neumann war ein beliebter Jugendseelsorger des Bistums Breslau. Zu seinem 25. Todestag am 5. Juli 1953 erinnerte der Tag des Herrn an den Mitbegründer der Jugendbewegung Quickborn:
Sind es wirklich schon fünfundzwanzig Jahre her, daß Klemens Neumann, der Spielmann Gottes, von uns ging? Wie lebendig ist vielen die Erinnerung an ihn, wie oft trifft man sein Bild in allen Gauen in den Wohnungen derer, die in der Jugendbewegung ihm begegneten und nie ohne reiche Frucht von ihm schieden! Fünfundfünfzig Lebensjahre sind ihm beschieden gewesen, nicht mehr; aber er hat sie genutzt und gefüllt mit den Werken der von Gott ihm reichlich zugemessenen Talente, mit denen er wahrhaftig gewuchert hat
Klemens Neumann ist ein Westpreuße. Im Grenzland geboren, im Ausland, in Belgien und Frankreich, ausgebildet und dann wieder im damaligen Grenzland heimisch geworden, hat er schließlich wirken können weit über Deutschlands Grenzen hinaus. Am 21. Juni 1899 hat Kardinal Kopp ihn zum Priester geweiht. Nach vierjähriger Kaplanszeit wurde er Religionslehrer am Realgymnasium in Neiße. Fast ein Vierteljahrhundert hat er dort gewirkt. Die Jugend flog ihm zu. Sein priesterliches Wesen, seine künstlerische, besonders musikalische Begabung, seine kindlich frohe Art, sein echts Menschtum, alles machte ihn zum erfolgreichen Lehrer und Erzieher.
In Bernhard Strehler fand er seinen Freund und seine Ergänzung. Erst war es ein gemeinsames Studieren, besonders angeregt durch Hermann Schell, dann wurde es ein Zusammenarbeiten für die Jugend und das Volk. Die Brücke, die zu dieser Arbeit hinüberführte, war die Abstinenz, war der Kampf gegen die Gefahren des Alkoholismus bei der Jugend und beim Volk. So schuf jeder, Strehler in seinem Gymnasialkonvikt, Neumann an seiner Schule, einen abstinenten Schülerzirkel, aus dem dann Quickborn geworden ist; es war der Weg zur Jugendbewegung, zu jenem herrlichen Frühling in der deutschen Jugend, der so viele Hoffnungen geweckt, so herrliche Blüte gezeitigt und so viele Frucht gebracht hat. Hier wurde Neumann zum Spielmann der deutschen Jugend, den Namen seines kostbaren Liederbuches übertrug die Jugend auf den Verfasser selber.
Einen ähnlichen Weg wie bei der Jugend von der Abstinenz zu Quickborn und Jungborn, d. h. von einer Teilaufgabe der Erziehung zum Gesamt der Jugendbildung, von einer zunächst negativ beginnenden Arbeit, d. h. von einer Abstinenzbewegung zum Positiven, zur Hinführung der Jugend zur Natur und zu den rechten Freuden, zu echter Natürlichkeit in Spiel und Wandern und Volkslied und Volkstanz und Laienspiel, ging Neumann auch bei den Erwachsenen, nämlich von der Kreuzbundarbeit, also vom Kampf gegen Alkoholismus und Suchtgefahren zu echter Volksbildung. Strehler hatte den Heimgarten gebaut, er wurde Sitz und Mittelpunkt der weitgreifenden Volksbildungsarbeit, die Neumann schließlich hauptamtlich leistete. Die Neißer Hochschulwochen, die Kurse aller Art für Jugendliche und Erwachsene, für alle Berufe, für Katholiken und Nichtkatholiken machten den Heimgarten zum wichtigsten Volksbildungsheim im Osten (...)
Prof. Hermann Hoffmann
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 20.06.1999