Liebesgeschichte zwischen Gott und den Menschen
Frauenwallfahrt
Eisleben/Helfta (leo) - Anläßlich der sechsten Frauenwallfahrt nach Helfta haben sich über 500 Frauen aus dem gesamten Bistum auf die Spuren der heiligen Mechthild von Hackeborn gemacht. Als "Krone der deutschen Frauenklöster" war das Kloster Helfta im 13. Jahrhundert ein Zentrum für Christusmystik und wissenschaftliche Bildung von Frauen. Hier wirkte die Mechthild von Hackeborn fast ihr gesamtes Leben lang. In diesem Jahr wird ihr 700. Todestag gefeiert
Auftakt war ein feierlicher Gottesdienst mit Bischof Leo Nowak. In seiner Predigt betonte er, die Mystikerinnen von Helfta seien liebende Menschen gewesen: "In der Liebe zu Gott, zu ihren Nächsten und zu sich selbst haben sie ihre Erfüllung gefunden." Die Erfahrung, erwünscht und bejaht zu werden, müsse heute die kirchliche Gemeinschaft vermitteln. Dann könne der einzelne die Welt "als große Liebesgeschichte zwischen Gott und den Menschen" erfahren. "Der Mensch soll die Liebe lernen - das ist seine Berufung", so der Bischof des Bistums Magdeburg. Dieser Impuls sei von den Mystikerinnen in Helfta ausgegangen. "Wir brauchen solche exemplarischen Menschen, damit wir immer wieder Tritt fassen und Orientierung finden," so Nowak
Im Anschluß an die Messe konnten die Wallfahrerinnen an einer Führung über das historische Klostergelände teilnehmen und die Überreste dessen bestaunen, was einst der Lebensraum Mechthilds von Hackeborn war. Eine Tanzgruppe und ein Gesprächskreis zu Mechthilds Leben waren weitere Angebote. Den Ausklang der Wallfahrt bildete eine Abschlußandacht, in der das Problem der Zeit im Mittelpunkt stand
"Die Frauen aus Helfta haben sich auf die Suche gemacht nach dem Geheimnis des Lebens", so Hildegund Keul, Magdeburger Referentin für Frauenseelsorge. Dabei habe die Gemeinschaft des Konvents eine wichtige Rolle gespielt, neben Mechthild von Hackeborn gehörten dazu auch Mechthild von Magdeburg und Gertrud von Helfta
Die Texte der Heiligen seien heute schwierig zu verstehen, da sie aus einer ganz anderen Gedankenwelt kämen, erklärt Hildegund Keul. Die Liebe tritt in den Visionen der Heiligen als lebendige Person auf, stets begleitet von Musik. So wie die Mystikerinnen seien auch wir "auf der Suche nach einer neuen Sprache, von Gott zu sprechen." Ein wichtiger Zugang zum Verständnis Mechthilds von Hackeborn sei neben der musikalischen Begabung ihre lange Krankheit: Hier habe sie Gott als liebende Macht erfahren, die sie aus der Krankheit herausführe. Mechthild von Hackeborn sei gerade heute eine wichtige Persönlichkeit, da vielen Menschen diese intensive Erfahrung der Liebe fehlte, betonte Hildegund Keul
Die romanische Klosterkirche von Helfta ist schon fast vollständig aufgebaut. Noch in diesem Jahr sollen hier wieder Zisterzienserinnen leben. Der Klosteraufbau sei wichtig, "um dem Land neue geistige Impulse zu geben", so Bischof Nowak. Aus einer alten Traditioon könne man "neues Leben sprießen lassen." Doch seien dazu noch viele großzügige Spenden notwendig
Kloster Helfta - Bistum Magdeburg, Konto: 20 500 600 bei der Bank für Kirche und Caritas, BLZ 47 260 307
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 27.06.1999