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Bistum Magdeburg

Psalmen im Mittelpunkt

Kirchenchortag

Magdeburg - Rund 250 Chorsänger und -sängerinnen aus dem ganzen Bistum trafen sich am 12. Juni zum achten Kirchenchortag, dessen geistlicher Schwerpunkt die Psalmen sein sollten. Der Tag begann mit einem Einsingen in der Kathedrale. Unter dem Dirigat verschiedener Chorleiter des Bistums erklangen Chorwerke, die dann für ein vielstimmiges Morgenlob eingesetzt wurden. Es machte sich bemerkbar, daß der Cäcilienverband im Laufe der Jahre kontinuierlich ein "Bistums-Chorrepertoire" erarbeitet hat: Die Kirchenchöre, auch kleine, können gewissermaßen "auf Zuruf" die schönsten mehrstimmigen Werke singen

Im Morgenlob, zu dem der Diözesanpräses Andreas Eisenmann die Sänger herzlich begrüßte, erklang unter anderem Psalm 91 von Mendelssohn-Bartholdy. Sehr feinfühlig und sauber sang der Propsteichor unter Leitung von Hedwig Frost. Auch Zuhören kann so sehr viel Freude machen! Im Anschluß an das Morgenlob hielt Dr. Stefan Klöckner, Professor an der Musikhochschule Essen, den ersten von drei Kurzvorträgen des Tages. Wieder einmal erwies sich, daß die Kombination von Singen, Üben, Kurzvorträgen und musikalischem Spaß für die Kirchenchortage sehr geeignet ist

Die klaren, lebendig vorgetragenen Gedanken von Stefan Klöckner beeindruckten die Zuhörer in hohem Maße: "Wir sind das wandelnde Liederbuch Gottes." - Welcher Chorsänger läßt sich das nicht gerne sagen? Und: Der Jubelruf ,Halleluja' könne übersetzt werden mit ,Laßt Gott aufleuchten'. Dr. Klöckner führte aus: "In einer Gesellschaft der Müdigkeit und Erschöpfung haben wir nicht primär zu missionieren, sondern wir haben diesen Gott aufleuchten zu lassen, der Heil bedeutet." Am späten Vormittag fand dann eine einstündige Chorprobe statt; neue Werke wurden dem Repertoire hinzugefügt. Vor dem Mittagessen gab es den zweiten Kurzvortrag, diesmal über die Fluchpsalmen.

Viele Christen wissen vielleicht gar nicht, daß manche Psalmverse aus der Bibel gestrichen wurden, weil Menschen darin in sehr schrecklichen Bildern die Vernichtung ihrer Feinde von Gott ,erbaten'. Der Referent sprach sich gegen diese Streichung aus. Die Bibel sei ein von Gott inspiriertes Werk, aus dem der Mensch nichts herausstreichen dürfe. Vielmehr sei es Aufgabe der Theologen, dem Volk Gottes auch solche Texte in einer Deutung nahezubringen: "Dann dürfen Predigten eben nicht in der Spielzeugabteilung von Kaufhof beginnen, sondern im Alten Testament! Wir sind doch ausgebildet als Theologen, um zu erklären." Nach dieser Äußerung wurden den Sängern einige Fluchpsalmen gedeutet. Diesem Vortrag folgten das Mittagessen und ein Offenes Singen unter der heiteren, bewährten Federführung von Kirchenmusikdirektor Eberhard Kritzner aus Dessau. Mit seiner Kantorei erweiterte er auch das weltliche Repertoire der Kirchenchöre

Eine zweite Probe und eine Vesper rundeten den Tag ab. Die einstudierten Werke erklangen nun gemeinsam gesungen. Professor Klöckner wies in seinem dritten Vortrag darauf hin, daß die Götter der alten Welt Israel versklaven wollten und das auch ehrlich zugaben. Heutige Götter hingegen versprächen dem Menschen Glück, und führten ihn doch in die Sklaverei. Aufgabe heutiger Christen sei es, den einen Gott, der des Menschen Heil in einer heil-losen Zeit wolle, zu loben und zu nennen. Jede Verabschiedung bei einem Kirchenchortag ist ein echtes "Auf-Wiedersehen-sagen": Im Herbst treffen sich die Chöre zur Bistumswallfahrt, und im nächsten Jahr sieht man sich wieder auf einer gemeinsamen Reise nach Rom

Maria-Elisabeth Booms

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 25 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 27.06.1999

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