Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Bistum Erfurt

Solidarisch mit Flüchtlingen

Eichsfeldjugendtag

Heiligenstadt / Hülfensberg (ep) - "Was läßt Menschen so verrückt sein, kilometerlange Wege zu Fuß zu gehen und Berge zu besteigen und dabei an die Grenzen der eigenen Kräfte zu kommen?" Mit dieser Frage konfrontierte der Eichsfelder Jugendpfarrer Markus Hampel die 34 Mädchen und Jungen, die am vergangenen Samstag von Heiligenstadt zum Hülfensberg bei Geismar gelaufen waren und am Abend mit ihm und Fransziskaner-Pater Eusebius in der Wallfahrtskirche einen Jugendgottesdienst feierten. Pfarrer Hampels Antwort: "Menschen brauchen Grenzerfahrungen, um zu merken: Es gibt noch etwas jenseits von meinen bisherigen Erfahrungen. Und: Mut und Risikobereitschaft sind nötig, um das Leben zu entfalten und eigene Wege zu gehen."

Auf ein solches wenn auch kleines Risiko hatten sich die Jugendlichen an diesem Tag eingelassen. Schließlich gibt es heutzutage kaum jemanden, der 22 Kilometer quer durch die Landschaft zu Fuß geht und dies bei strahlendem Sonnenschein! Die Mädchen und Jungen hatten sich anläßlich des diesjährigen Eichsfeldjugendtages dennoch auf den Weg gemacht, um sich mit ihrer Wallfahrt mit den Flüchtlingen im Kosovo zu solidarisieren und zugleich eigene Anliegen vor Gott zu bringen. Und was vor Beginn des Weges ein bißchen risikobehaftet schien, zeigte sich schnell als gut zu bewältigende Aufgabe: Nach dem Reisesegen in Heiligenstadt ging es zügigen Schrittes den Iberg hinauf zur Klöppelsklus, wo nach einer Pause die erste gemeinsame Gebetsstation gehalten wurde

"Ich sehe in der Zeitung eine alte Frau in Jugoslawien - fassungslos weinend vor den Trümmern ihres Hauses ... Diese Bilder graben sich tief in mein Herz", hieß es in einem Text zum Nachdenken, den eine der Jugendlichen vortrug, und: "Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, wird sich das Gesicht der Welt verändern." Von der mitten im Wald gelegenen Klöppelsklus (Klus bedeutet Wegkapelle) ging es weiter zur Kalteneberschen Klus, wo die Gruppe gegen 11.00 Uhr eintraf. Hier erinnerte Schwester Maria-Elisabeth die Jugendlichen an Szenen in der Bibel, in denen Menschen auf dem Weg sind: Mose zog mit den Israeliten durch die Wüste. Maria war zu Elisabeth unterwegs. Die Jünger Jesu waren zu zweit unterwegs, um das Reich Gottes zu verkünden

An Krombach vorbei wanderten die Jugendlichen dann nach Ershausen weiter, wo es wiederum nach einer Pause in einer dritten Station um die Bitte um Frieden ging. Frieden ist mehr als Nicht-Krieg, hieß es in einem Meditationstext. Und: Friede beginnt im kleinen mit dem Frieden im zwischenmenschlichen Bereich. "Wir haben auf dem Wallfahrtsweg den Gedanken der Solidarität und des Friedens vertieft", sagt Claudio, der die Station mitgestaltete

Das härteste Stück Weg war nach Meinung der Jugendlichen am Schluß zu bewältigen: der Kreuzweg hinauf zum Hülfensberg. "Wir sollten ihn schweigend gehen", sagt Stephanie. "Der Anstieg war sehr anstrengend." Oben auf dem Hülfensberg angekommen, waren alle erstmal ziemlich fertig, aber froh, den Weg mitgegangen zu sein

Nach einer guten Stunde Pause feierten die Mädchen und Jungen dann gemeinsam mit Pater Eusebius und Pfarrer Hampel vor dem Gnadenbild in der Wallfahrtskirche eine Jugendmesse. In den Fürbitten wurde noch einmal für die Menschen im Kosovo gebetet: "Gib, daß die Wunden des Krieges im Kosovo heilen. Laß die Regierenden Frieden und Gerechtigkeit schaffen."

Bei Bratwurst, Brötchen und Getränken klang der Tag aus. "Die Wallfahrt ist eine gute Alternative, den Eichsfeldjugendtag zu gestalten", sagte Karin. Und Manuel und Tobias, die beide zum ersten Mal am Eichsfeldjugendtag teilnahmen, meinten: "Es hat uns gut gefallen. Wir sind nächstes Jahr wieder mit dabei."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 26 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 04.07.1999

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps