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Bistum Görlitz

Jugendliche aus Görlitz in Köln dabei

Erlaßjahr 2000

Görlitz / Köln - Fünf Mitglieder der Görlitzer Don Bosco Jugend fuhren am 18. und 19. Juni zum Weltwirtschaftsgipfel nach Köln und nahmen dort an der Übergabe von Unterschriften für die Kampagne "Erlaßjahr 2000" teil. Eine der Görlitzer Teilnehmerinnen, Anna Elsner, schildert ihre Eindrücke:

" ,Wir leben in einer merkwürdigen Welt, in der Popstars mehr Aufmerksamkeit erfahren als die Armen.' Und schließlich gibt es mehr ,kleine Leute' als große. Das wollte Bono, der Sänger der irischen Popband U2 wohl damit sagen, als er am 19. Juni vor Bundeskanzler Schröder stand. Über 17 Millionen Unterschriften für die Kampagne "Erlaßjahr 2000" aus aller Welt übergab er dem Kanzler mit der Bitte, die Probleme der sogenannten dritten Welt wirklich anzupacken und sich ernsthaft der Schuldenproblematik anzunehmen

Über 50 000 Menschen waren zum Weltwirtschaftsgipfel und dem damit verbundenen Höhepunkt der weltweiten Kampagne in Köln angereist. Unter ihnen auch wir von der Don Bosco Jugend Görlitz, mit der Unterstützung des Bundes Deutscher Katholischer Jugend. Seit Monaten füllten sich auch im Bistum Görlitz die Unterschriftenlisten, und auch bei der Jugendwallfahrt Ende Mai setzten viele Jugendliche Zeichen für einen umfassenden Schuldenerlaß für die ärmsten Länder der Welt

So war es uns wichtig, diese recht beachtlichen Ergebnisse selber nach Köln zu begleiten. An der größten von fünf Bühnen in der Innenstadt, der Misereor-Bühne, konnte man uns antreffen. Mit guter Laune genossen wir den Sonnenschein und die mitreißende Live-Musik, die von Bands aus Südamerika, Afrika, der Schweiz und Deutschland zu hören war

Und gespannt lauschten wir den Gästen, Politikern und Vertretern aus dem schwarzen Kontinent und Südamerika, die die Situation in ihrer Heimat schilderten. Dem pflichtete besonders Professor Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer von Misereor bei: ,Es kann nicht sein, daß die Reichen hier zusammenkommen und über die Armen verhandeln. Die Armen müssen mit an den Verhandlungstisch.' Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit, setzt sich stark für einen Schuldenerlaß für die hoch verschuldeten Länder der dritten Welt ein. Als sie hörte, daß 70 Milliarden Dollar der Schulden erlassen werden sollen, und das ist bereits die Hälfte des gesamten Schuldenberges, war sie zufrieden, aber erklärte auch, daß es dabei nicht bleiben darf

Norbert Blüm (CDU), der sich schon lange für Kinderrechte engagiert, betonte, daß das Aufheben der auf den betroffenen Ländern liegenden Lasten keine Tat der Barmherzigkeit sein darf, sondern einfach Gerechtigkeit, die hier zum Zuge kommt. Viel Beifall erntete der Limburger Bischof Kamphaus, als er formulierte: ,Wenn jemand einem Armen Brot verteilt, dann ist er ein Heiliger. Wenn einer sagt, daß die Armen ein Recht auf Brot haben, dann gilt er als links. Wenn das so ist, dann muß die Kirche eben links sein.' Nicht nur die Politiker, sondern gerade auch die Kirchen müssen sich auf die Seite der Armen stellen und für ihre Rechte kämpfen, denn, so Bono: ,Die Geschichte geht unbarmherzig mit denen um, die die Chance der Stunde nicht genutzt haben.' Beeindruckt von der Motivation der Menschen, von der zehn Kilometer langen Menschenkette durch die Kölner Innenstadt, deren Glied wir waren, von der Musik und den vielen Erlebnissen sind wir zurückgekehrt in unseren Alltag, in die Merkwürdigkeit unserer Welt. Und genau hier wollen wir beginnen, den Armen, den ,Kleinen' die Hände zu reichen und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 26 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 04.07.1999

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