Zum ersten Mal gab es Abitur-Zeugnisse
Edith-Stein-Schule
Erfurt (ck) - Über 200 000 Gymnasiasten bestehen in diesen Tagen in der Bundesrepublik ihre Reifeprüfung. 37 von ihnen haben in der vergangenen Woche in der Erfurter Edith-Stein-Schule ihr Abiturzeugnis erhalten. Damit hat das Lehrerteam der Schule erstmals Schüler bis zur Reifeprüfung geführt. Alle Gymnasiasten der drei Abschlußklassen bestanden das Abitur, sechs von ihnen wurden wegen besonders herausragender Leistungen vom Förderverein der Schule mit einer Edith-Stein-Medaille ausgezeichnet
Bei der Abiturfeier war nicht so recht klar, wer glücklicher war: Die Schüler oder ihre Lehrer, allen voran Schulleiter Siegfried Schnauß, der 37 "Söhne und Töchter" durch das Abitur gebracht zu haben schien. Für Schnauß gab es zudem einen weiteren Grund zur Freude: Während der Abiturfeier überreichte ihm Justiz- und Europaminister Otto Kretschmer einen Förderbescheid über 3500 Mark. Das aus Überschüssen der staatlichen Lotterien stammende Geld soll als Zuschuß für die Förderung der Theaterarbeit an der Schule dienen
"Ich halte es für außerordentlich wichtig, daß junge Menschen über den rein schulischen Bereich hinaus Angebote bekommen, um sich auf das Erwachsenwerden einstellen zu können", betonte der Minister. Damit sprach er einen pädagogischen Schwerpunkt der Schule an. "An einer Schule sollen nicht nur Fakten gepaukt werden. Es muß auch Raum für musische und sportliche Aktivitäten geben. Auch soziale Kompetenz, ein Miteinander für behinderte und leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler muß in einem menschlichen Miteinander erworben werden", hatte Schulleiter Schnauß 1992, als die diesjährigen Abiturienten in die sechste Klasse eintraten, in einem Interview betont
Daß dieser pädagogische Anspruch verwirklicht wurde, bestätigte der 18jährige Veit Kokott aus Erfurt. Das Miteinander in der Edith-Stein-Schule sei "menschlich" gewesen und die Motivation seiner Mitschülerinnen und Mitschüler deshalb sicherlich auch sehr hoch. Rückblickend würde Veit Kokott auf jeden Fall wieder auf "seine Edith-Stein-Schule" gehen. Zunächst steht für ihn ein Urlaub mit seinen Eltern in der Eifel an, danach wird er Zivildienst leisten. Was er studieren will, werde sich dann zeigen
Als Schule in der Trägerschaft des Bistums Erfurt ist die religiöse Prägung des Alltags Teil des pädagogischen Konzepts. Ein ökumenischer Festgottesdienst im Mariendom stand deshalb am Anfang der Abiturfeier. Dompfarrer Reinhard Hauke, der auch einer der Schulseelsorger ist, verwies darauf, daß der Weg der Schüler vor sieben Jahren mit einem Gottesdienst begann. Mit einem Gottesdient gelte es Dank für die Schulzeit und das erreichte Abitur zu sagen. In seiner Predigt, die die Freiheit des einzelnen zum Thema hatte, gab Generalvikar Georg Jelich den Abiturienten einen Rat mit auf den Weg: "Es kommt darauf an, daß wir den Weg, den der Herr uns aufgibt, gehen - ob dieser Weg uns schmeckt oder nicht. Wir sollten uns dazu aber immer wieder von ihm die Kraft dazu schenken lassen", so Jelich
In einer "Drei-Stunden-Show" bot der Abiturjahrgang nach dem Erhalt der Zeugnisse eine gelungene Abschiedsvorstellung. Danach ging es beim Abiturball im Veranstaltungslokal "Dasdie Live" bis weit in den neuen Tag
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 11.07.1999