Großes Fest zum 25jährigen Bestehen
St.-Florian-Stift (1)
Neuzelle (gg) - Vor 25 Jahren war Carsten Lanke zehn Jahre alt. Er gehörte zu den ersten geistig behinderten Kindern, die das St. Florian-Stift in Neuzelle aufnahm. Heute ist er 35 Jahre und war beim Jubiläum des Stiftes und bei der Einweihung einer neuen Wohnstätte St. Nikolaus auf dem Stiftsgelände dabei
Der 2. Juli war ein großes Fest für die Mitarbeiter und Heimbewohner: 25 Jahre Behindertenarbeit im St. Florian-Stift unter dem Motto "Mit Erfahrung in die Zukunft". Brandenburgs Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD) war aus Potsdam angereist, Bischof Rudolf Müller aus Görlitz sowie der alte und der neue Diözesancaritasdirektor, Pfarrer Hans Joachim Wagner und Rudolf Hupe, aus Cottbus
Am Anfang der Feier stand die Segnung des Neubaus durch Bischof Müller. In diesem Haus wohnen jetzt zwölf Kinder und Jugendliche in zwei Wohngruppen. Weitere zehn behinderte Kinder wohnen weiter im Altbau. Auch die Förderschule für geistig Behinderte mit ihren 30 Plätzen und dem angeschlossenem Internat bleibt im sanierten und erweiterten Altbau. 32 erwachsene Behinderte sind in der Wohnstätte St. Martin in Eisenhüttenstadt untergebracht
In den Neubau flossen aus dem Investitionsprogramm Pflege der Landesregierung 1,5 Millionen Mark. Darauf verwies Sozialministerin Hildebrandt in ihrem Grußwort. Für Alte, Behinderte und chronisch Kranke hätte die Landesregierung insgesamt drei Milliarden Mark zur Verfügung gestellt. Sie sei "glücklich" daß hier ein "Träger mit tragfähigem Grund vorhanden" sei
Der frühere Diözesancaritasdirektor Pfarrer Wagner erinnerte in seinem Festvortrag an die fast Geschichte des St. Florian-Stiftes: 1842 war es als "Waisen- und Kommunikantenanstalt" gegründet wurde. Zu DDR-Zeiten seien aber nur noch "nicht förderbare" Behinderte zugelassen worden. So wurde das Kinderheim regelrecht "ausgehungert". 1974 begann die Behindertenarbeit zunächst mit sieben Kindern bis zum Alter von 18 Jahren. Nach der "Wende" gab es eine Neuorientierung in der Behindertenarbeit, die 1992 mit der staatlichen Anerkennung der Behindertenschule endete
Pfarrer Wagner würdigte die "segensreiche Arbeit" der Armen Schulschwestern in den Jahren zwischen 1926 und 1993. Heute sind keine Schwestern mehr im Heim, dafür aber insgesamt 61 Mitarbeiter, dazu kommen sechs Zivildienstleistende und sechs junge Leute im "Freiwilligen Sozialen Jahr"
Der Neuzeller Bürgermeister Thumernicht lobte diese Mitarbeiter besonders. Sie leisteten "eine Arbeit, die nicht bezahlbar ist". Und das sei mehr als nur normale Hilfe. Die Früchte dieser Arbeiten zeigten sich dann auch im anschließenden Fest der Heimbewohner
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 11.07.1999