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Herzschlag zwischen Ost und West

Buchtip

Wittichenau (hk / tdh) - "Herzschlag zwischen Ost und West" hat die Wittichenauerin Marlies Hantschke, geboren 1939, ihr Buch genannt. Spannend, einfühlsam und emotional erzählt sie darin Erinnerungen aus ihrem Leben, die zugleich ein Stück deutsch-deutscher Geschichte widerspiegeln. Erschienen ist das Buch dieser Tage im St. Benno-Verlag Leipzig. In Wittichenau wurde es in der vergangenen Woche der Öffentlichkeit vorgestellt

Von der ersten Seite an ziehen die Erlebnisse von Marlies Hantschke den Leser in den Bann. Immer neugieriger wird er, welche Begebenheiten noch geschildert werden. Zugleich ist das Buch eine Hilfe für den Leser, sich an die eigenen Erlebnisse jener Zeit zu erinnern. Die aufgeschriebene Lebensgeschichte beginnt Anfang der 60er Jahre und reicht bis 1990. Was erlebte Marlies Hantschke in diesen Jahren? Die Geschichte ist außergewöhnlich, denn sie beginnt mit einer Ausreise, allerdings nicht in der üblichen Richtung von Ost nach West, sondern aus dem Westen in die DDR. Die Autorin verließ 1962 das bereits mit vielem modernen Komfort ausgestattete Duisburg in Richtung Wittichenau, wo es zu jener Zeit nur wenige Autos, dafür noch viele Pferdewagen gab

Der Grund für diese Reise ist eine Liebe, deren Geschichte in dem Buch ebenfalls eindrucksvoll erzählt wird. Es ist die Liebe zwischen zwei Menschen, die "Himmel und Hölle" durchmachten, um füreinander da zu sein und dem anderen das Leben so schön wie möglich zu machen

Bei der Buchvorstellung ging Marlies Hantschke auf Episoden ihres Lebens ein: Sie schilderte die vielen Bedenken ihrer Mitmenschen, die sie für ihren Entschluß aus dem Westen in den Osten zu gehen, fast für verrückt erklärten. Sie spricht von ihren Erfahrungen im Eisenacher Auffanglager und den ersten Eindrücken von Wittichenau. Sie erzählt vom ersten Wiedersehen mit ihren Eltern zehn Jahre nach ihrer Ausreise in die DDR und von den erniedrigenden Erlebnissen beim Passieren der Grenze zwischen Ost und West

Erstaunt waren die Zuhörer bei der Buchpremiere als sie hörten, welche Hürden eine junge Frau, die im Westen bereits beruflich etabliert war, auf sich nahm, um an der Seite ihres Freundes in Deutschlands Osten ein Familienglück aufzubauen. Und erfreut nahmen die Wittichenauer Zuhörer das Lob entgegen, daß Marlies Hantschke ihnen machte - für die Freundlichkeit, die Herzlichkeit, das Füreinander-Dasein, das Feiern von Festen

"Das Buch habe ich in erster Linie für meine Kinder und Enkelkinder geschrieben. Die ganze Vergangenheit muß einfach erzählt werden, weil diese Zeit nicht in Vergessenheit geraten darf", sagt Marlies Hantschke. "Hast du das alles nie bereut?" -mit dieser Frage beginnt das Buch. Diese Frage war es auch, die Marlies Hantschke den letzten Anstoß für die Veröffentlichung ihrer Geschichte gab. Eines bleibt am Schluß des Buches allerdings offen: Wie ging es nach 1990 weiter? Das Buch ruft nach einer Fortsetzung ..

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 30 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 01.08.1999

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