Liebfrauen-Gemeinde plant Geschichte zum Träumen

Leipzig - Es ist nicht mehr ungewöhnlich, dass ein Kaplan mit Leuten aus seiner Pfarrgemeinde aus dem Alltag "ausbricht", um einmal etwas ganz anderes in musikalischer und kultureller Hinsicht zu wagen. In der Liebfrauengemeinde in Leipzig-Lindenau läuft derzeit ein solches Projekt

Nach dem Musical-Erfolg Bogabunda vor fünf Jahren - welches zum Katholikentag in Dresden aufgeführt wurde - wusste Kaplan Thomas Bohne: "Wir müssen wieder was neues machen!". Die Expo 2000 schien dafür ein geeigneter Anlass: Thomas Bohne erklärt, dass das Christentum 2000 Jahre alt werde, und außerdem befindet sich die Liebfrauenkirche auf dem Leipziger Gelände der Weltausstellung, die im nächsten Jahr mit dem Hauptausstellungsort Hannover stattfindet. Zwei gute Gründe also, um ein Musical-Projekt entstehen zu lassen

Gesagt, getan! Seit Ende letzten Jahres wird in Lindenau wieder geplant und überlegt. Jetzt, ungefähr ein halbes Jahr später, werden die Proben und Vorbereitungen nach den Sommerferien wieder auf Hochtouren laufen. Schließlich ist es nicht so einfach, vierzig Kinder und Jugendliche auf einer Bühne zu koordinieren, wobei noch zwanzig Mitglieder aus Chor und Orchester dazu kommen, und von ungefähr fünfzehn Technikern ganz zu schweigen. So kommt es, dass zwei Mal im Monat mit den Darstellern und Tänzern geprobt werden muss. Trotz allem ist die Atmosphäre locker, und unter der Regie von Andreas Pilz und Kaplan Bohne bekommen die Darsteller auch die Möglichkeit, ihre Ideen in das Stück einfließen zu lassen

Aber ohne Bühnenbild und Kostüme wäre eine Musical-Inszenierung nicht möglich! Angelika Pohler, die schon bei Bogabunda das Bühnenbild und die Kostüme erfolgreich entwarf, gestaltet auch diesmal die Requisiten. Bei der Kostümgestaltung und -herstellung wirkten die Gewandmeisterin der Oper Leipzig, Uta Schmidt, sowie einige Frauen aus dem Dekanat und der Gemeinde mit

Die Handlung des Musicals - welches nach der griechischen Stadt Korinth benannt wurde - wird mit der Geschichte eines Touristen, der im Rahmen der Expo 2000 die Liebfrauenkirche besucht, eingeleitet. Er verliert den Anschluss an seine Reisegruppe und schläft schließlich in der Kirche ein, völlig überwältigt von den Fakten über die Kirche und den Glauben, der dort gelebt wird, und so schenken die Engel ihm einen Traum, den Traum von Korinth. Hier findet ein antiker Sängerwettbewerb statt, bei dem Bewerber verschiedenster Religionen und unterschiedlichster Herkunft in einem friedlichen Wettstreit zu Ehren der Götter singen wollen. Eine Geschichte, die genauso faszinierend wie ungewöhnlich klingt

Die Musik des Stückes stammt übrigens aus derselben Feder wie die des Bogabunda Projektes, aus der von Kurt Glaßl, dem es vor allem zu verdanken ist, dass das Kinder-Musical vor fünf Jahren so erfolgreich wurde. Auch die Texter, Thomas Bohne und Andreas Pilz, sind wieder dieselben

Die Darsteller wirkten zum Teil schon bei Bogabunda mit, aber auch aus anderen Leipziger Gemeinden, wie zum Beispiel aus Grünau, Connewitz, Reudnitz, Wahren, Gohlis, der Propstei sowie aus Engelsdorf sind Kinder und Jugendliche dabei. Selbstverständlich wäre ein solches Vorhaben ohne die Zusage der Gemeinde und ihres Pfarrers Eberhard Thieme nicht möglich. Auf finanzieller Ebene bekam "Korinth" hilfreiche Unterstützung durch das Bistum Dresden-Meißen, den Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig. Die Trägerschaft haben das Dekanat Leipzig und die Pfarrgemeinde übernommen

Wie Kaplan Thomas Bohne erzählt, wird auch zu diesem Musical ein Video im nächsten Frühjahr, ein Buch und eine CD noch im November diesen Jahres über den Benno-Verlag erscheinen

Anett Blaschka

Informationen: Zu sehen ist das neue Musical "Korinth" voraussichtlich am Samstag, den 20. November, um 15.30 Uhr in der Kirche der Liebfrauengemeinde in Leipzig-Lindenau, Karl-Heine-Straße 110. Der Eintritt wird schätzungsweise 10 bis 15 Mark betragen

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 31 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 08.08.1999