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Bistum Magdeburg

Rituale mildern den Umzugs-Stress

Zeitzer Marienstift

Zeitz (dw) - Auch am Tag nach dem Umzug in den Neubau war Agathe Hammel die freudige Aufregung noch anzumerken: Seit 1987 wohnt sie schon im Zeitzer St.-Marienstift, hat auch schon mehrere Zimmerwechsel innerhalb der alten Villa hinter sich. "Aber so schön wie jetzt war es noch nie!", beteuerte die 66-jährige immer wieder

Am vierten August sind sie und die anderen 27 Bewohner des Marienstiftes in das neue Altenpflegeheim umgezogen, das nach anderthalbjähriger Bauzeit und vorausgegangener mehrjähriger Planung unmittelbar neben dem Altbau entstanden ist. "Endlich ein Einzelzimmer!", freute sich auch Hertha Schiller, die am ersten Tag im neuen Zuhause gleich ihren 63. Geburtstag feiern konnte

Für die meisten alten Menschen sind Umzüge nicht so leicht zu verkraften, erzählt die Heimleiterin Regina Hein. Die Mitarbeiter des Marienstiftes haben deshalb schon sehr früh begonnen zu überlegen, wie sie den Bewohnern diesen Schritt erleichtern können. Schon lange vorher bekamen sie und die Angehörigen Informationen über die Umzugspläne und konnten in Bezug auf die Lage ihres künftigen Zimmers Wünsche äußern. Diejenigen, die dazu noch fähig sind, sollten den Umzug in Gedanken mitvollziehen

Dazu trug auch bei, dass der Ortswechsel in Rituale eingebettet wurde. Den Startschuss bildete die Einweihungsfeier des Neubaus am 26. Juli. Bis zum 4. August hatten die "Stiftsdamen und -herren" dann Zeit, gemeinsam mit den Verwandten ihren persönlichen Besitz in die neuen Zimmer zu bringen. Der Umzugstag begann wie jeder Tag im Marienstift mit der heiligen Messe um 7.30 Uhr. Ab 10 Uhr sind die Mitarbeiter mit jedem einzelnen Bewohner in dessen neues Zimmer hinübergegangen. Die Heimleiterin hieß dort jeden mit einem Glas Sekt willkommen. Am Nachmittag wurde in einer feierlichen Andacht mit Vikar Matthias Hamann das Allerheiligste aus der alten in die neue Hauskapelle übertragen

Am Tages- und Wochenablauf wird sich für die Zeitzer Senioren im neuen Domizil nicht viel ändern. Die tägliche Meßfeier, an der auch katholische Gemeindemitglieder teilnehmen, die nicht direkt zum Heim gehören, wird ebenso beibehalten wie die wöchentliche Beschäftigungsrunde oder die Tagesgruppe für altersverwirrte Bewohner

Statt bisher 28 wird die Einrichtung künftig allerdings 50 Plätze haben. Die Bewohner leben in drei Wohngruppen zusammen, die nach den heiligen Martin, Josef und Maria benannt sind. Jede Gruppe hat einen eigenen Gemeinschaftsraum, das sogenannte Erkerzimmer. Im Erdgeschoss gibt es einen großen Speise- und Mehrzweckraum. Eine faltbare Holzwand teilt die Kapelle ab. Die Mitarbeiter hätten sich gefreut, wenn im neuen Haus noch mehr vielseitig nutzbare Räume geschaffen worden wären, für die Tagesgruppe und für andere Aktivitäten. Dies war allerdings nicht möglich, da es dafür kaum öffentliche Fördermittel gibt

Als besonderen Glücksfall empfinden Regina Hein und ihre Kollegen die traditionell enge Bindung des Marienstifts an die katholische Peter-und-Paul-Gemeinde, die Träger des Altenheimes ist und deren Mitglieder hier ein- und ausgehen. "Wir leben hier im Schoß der Gemeinde, ohne das erkämpfen zu müssen", freut sich die Heimleiterin. Der Gemeinde gehört auch die alte Villa, die das Marienstift bisher beherbergte. Das alte Haus soll saniert werden. Über die künftige Nutzung ist aber noch keine endgültige Entscheidung gefallen

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 32 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.08.1999

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