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Aus der Region

Gehörlose aus drei Ländern in St. Marienthal

Wallfahrt

St. Marienthal (ar / tdh) - Rund 200 Gehörlose aus den Bistümern Görlitz, Berlin, Bamberg, Dresden-Meißen, Erfurt, Paderborn, Breslau und Prag waren Anfang August der Einladung des katholischen Gehörlosenvereins (KGV) "Eichsfeldia" zu einer gemeinsamen internationalen Wallfahrt gefolgt. Die Wallfahrt zum Kloster St. Marienthal stand unter dem Motto "Gott - unser Vater". Ein Anliegen sei es, sich gemeinsam auf den Weg zu machen und "den Glauben offen zu bezeugen", betonte der Vorsitzende des KGV Eichsfeldia, Alfons Rogge. Der Tag solle auch dazu dienen, die Gemeinschaft der Gehörlosen untereinander zu vertiefen und das auch in die benachbarten Länder hinein

Der Dresdner Weihbischof Georg Weinhold, der mit Gehörlosen und ihren Seelsorgern den Gottesdienst feierte, rief in der Predigt dazu auf, auch in schwierigen Zeiten den Glauben zu bekennen und mit gutem Beispiel voranzugehen. Die Christen sollten ein Zeichen sein, dass es mehr gibt als Essen, Schlafen und Arbeiten. Deshalb gelte es auch heute mutig und tapfer aus dem Glauben heraus zu leben

An der Gestaltung des Wallfahrtsgottesdienstes wirkten die Gehörlosen mit: Wallfahrer aus dem Bistum Dresden-Meißen führten ein Bibelspiel zum Evangelium vom Vater und seinen zwei Söhnen auf. Die Regie hatte der Theologiestudent Dietrich Oettler aus Erfurt. Die Fürbitten und die Gebärdenlieder hatten die Eichsfelder Gehörlosen übernommen

Am Ende des Gottesdientes überreichte Alfons Rogge dem Weihbischof und der Äbtissin von St. Marienthal ein Kreuz, gefertigt aus Material vom Zaun der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Das solle ein Zeichen der Besinnung und Mahnung sein, "dass nie wieder eine Grenze die Menschen trennen möge". Die polnischen und tschechischen Gehörlosen und die Seelsorger erhielten - als Zeichen der Verbundenheit - Kerzen, Bilder und Wimpel von Heiligenstadt

Im anschließenden Wallfahrts-Programm stellten die Zisterzienserinnen der Abtei St. Marienthal das Kloster vor, und berichteten vom Klosterleben, ihren Tätigkeiten und vom Internationalen Begegnungszentrum

Bei den anschließenden Gesprächen untereinander gab es - Dank der Gebärdensprache - keine Verständigungsprobleme. Alfons Rogge: "Es waren gute und nützliche Gespräche, die uns weiter zusammenrücken ließen." Die polnischen Gehörlosen sprachen eine Gegeneinladung aus. Der KGV Eichsfeldia will sich besonders beim Aufbau der Gehörlosenseelsorge in Tschechien engagieren: Dazu überreichte der Verein an die tschechischen Gehörlosen ein Faxgerät. Der Erlös der Kollekte im Gottesdienst wurde je zur Hälfte zum Aufbau der Gehörlosenseelsorge in Polen und Tschechien zur Verfügung gestellt

Mit einer Luftballonaktion setzten die Wallfahrer ein weiteres Zeichen der Verbundenheit: Ehe die Ballons in die Luft gelassen wurden, wurden an ihnen Karten mit einem Hinweis auf die Internationale Gehörlosenwallfahrt in St.Marienthal in drei Sprachen befestigt. Den Abschluß des Wallfahrtstages bildete der Kreuzweg aller Teilnehmer auf dem Kalvarienberg

Die Mitglieder des KGV Eichsfeldia verbanden die Wallfahrt zugleich mit einer Studienreise. Neben dem Kloster St. Marienthal machten sie in Dresden, im Zittauer Gebirge, im Kloster Osek bei Teplitz, in der Stadt Prag und beim Mitteldeutsche Rundfunk in Dresden Station

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 33 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 22.08.1999

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