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Bistum Erfurt

Erfurter Verein will erneuerbare Energien fördern

Sonne und Pflanzenöl

Erfurt (leo) - Das Thema "Bewahrung der Schöpfung" praktisch zu behandeln - das ist das erklärte Ziel des Fördervereins Erneuerbare Energien in Erfurt. Christen und Nichtchristen haben sich zusammengeschlossen, um zu zeigen, wie man bei der Erzeugung von Strom und Wärme auf Kohle, Erdöl, Erdgas und Atomkraft verzichten kann. Der Verein setzt dabei auf die Kraft der Sonne: Solarzellen erzeugen Strom und Sonnenkollektoren sorgen für warmes Wasser. Reines Pflanzenöl dient als Treibstoff für Autos und Stromgeneratoren

In seinem Eigenheim deckt Stephan Hloucal, Vorstandsmitglied des Vereins, bereits 99 Prozent des gesamten Energiebedarfs mit Sonnenenergie. Energiezentrale ist ein Blockheizkraftwerk im Keller des Hauses: Ein Dieselmotor, der mit naturbelassenem Pflanzenöl läuft, treibt einen Generator mit 7 Kilowatt elektrischer Leistung an. Damit wird das Haus mit Strom und Wärme versorgt. Solarzellen auf dem Dach erzeugen emissionsfreien Strom. Sonnenkollektoren sorgen für warmes Wasser und unterstützen die Heizung. "Pflanzenöl ist photosynthetisch gespeicherte Sonnenenergie", erläutert Stephan Hloucal. Bei der Verbrennung von Pflanzenöl gelange kein zusätzliches schädliches "Klimagas" in die Atmosphäre. "Es wird nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie die Ölpflanze während der Wachstumsperiode aus der Atmosphäre gebunden hatte", so Hloucal. Dadurch könne die globale Erwärmung gebremst werden. Zudem gelangen weniger Ruß und Schwefel in die Luft

Überschüssiger Strom aus dem Blockheizkraftwerk wird ins Stromnetz eingespeist. Die Verbrennungswärme wird an das Heizungssystem abgegeben. Damit erreicht das Minikraftwerk einen Wirkungsgrad von über 92 Prozent. "Bei konventionellen Stromkraftwerken gehen dagegen zwei Drittel der Energie ungenutzt in die Luft", sagt Hloucal

Auch beim Thema Mobilität achtet Stephan Hloucal auf ganzheitlichen Umweltschutz: Der Dieselmotor seines Kleinbusses ist auf naturbelassenes Pflanzenöl umgerüstet. Damit fuhr er sogar schon bis nach Südfrankreich und Italien, auch wenn unterwegs schon mal billiges Speiseöl aus dem Supermarkt getankt werden mußte. Allein mit dem Pflanzenöl-Auto erspart er der Umwelt pro Jahr mehr als fünf Tonnen Kohlendioxid. Für kurze Strecken benutzt er ein kleines Elektroauto, das natürlich mit Sonnenenergie aufgeladen wird

So kann er mit ruhigem Gewissen "einfach an der Öko-Steuer vorbeifahren". Denn auf Pflanzenöl wird keine Mineralöl- oder Ökosteuer erhoben. Ein Liter kostet derzeit etwa 85 Pfennige

Eine wichtige Aufgabe des Vereins ist die Unterstützung des Programms "300 Kirchengemeinden für die Sonnenenergie", das die Osnabrücker Bundesumweltstiftung initiiert hat. Jede Kirchengemeinde und kirchliche Einrichtung, die ihr Dach mit einer Solarstrom- oder Warmwasseranlage ausrüstet, wird dabei mit 50 Prozent gefördert. Das Land Thüringen zahlt weitere Zuschüsse, so dass die Gemeinde nur noch 20 Prozent der Kosten selber tragen müsste. Dennoch finden sich nur wenige Interessenten. "Es ist noch viel an Bewusstseinsarbeit notwendig", gesteht Bernward Credo, ebenfalls im Vorstand des Vereins Erneuerbare Energien

Diese Überzeugungsarbeit ist die Hauptaufgabe des Vereins. Wer über die Nutzung erneuerbarer Energien nachdenkt, dem stehen die Mitglieder mit Rat und Tat zur Seite. Am bundesweiten "Tag der erneuerbaren Energien" jeweils Ende April können Interessierte verschiedene Anlagen besichtigen

Ein politisches Ziel des Vereins ist die "kostendeckende Vergütung" von Sonnenstrom. Wenn die Solarstromanlage von Stephan Hloucal überschüssigen Strom in das Netz einspeist, so wird das derzeit mit knapp 17 Pfennig je Kilowattstunde vergütet. "Zu wenig" findet Bernward Credo, selbst Betreiber einer Solarstromanlage. "Kostendeckend wären etwa 1,70 Mark." Diese Mehrkosten sollen durch einen Aufpreis auf jede Kilowattstunde Strom hereinkommen. "Jeder Bürger würde so an den Kosten einer umweltgerechten Stromversorgung beteiligt", erläutert Credo

Zukunftsmusik für Stephan Hloucal ist ein "Bürgerwindpark" vor den Toren, der knapp fünf Prozent aller Erfurter Haushalte mit emissionsfreiem Strom versorgen könnte. "Die Planungsarbeiten laufen auf Hochtouren", sagt Hloucal, der für dieses Projekt auf eine hohe Bürgerbeteiligung hofft

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 33 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 22.08.1999

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