Was du kannst, ist unbezahlbar
Der Elisabeth-Tag in Erfurt stand im Zeichen des Ehrenamtes
Erfurt (as) -Elfriede Brestrich ist gern mit Menschen zusammen. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum sich die Eisenacherin ehrenamtlich engagiert. "Wenn man keine Aufgaben mehr hat, muss man sich welche suchen", sagt die rüstige Rentnerin. So kümmert sie sich um Kranke und Alte in der Gemeinde, geht sie besuchen, wenn sie Geburtstag haben, redet mit ihnen. Frau Brestrich gehört zu den knapp 20 000 Menschen, die sich im Bistum Erfurt ehrenamtlich engagieren. Beim diesjährigen Elisabeth-Tag, der einmal im Jahr für die Ehrenamtlichen stattfindet, war sie am 17. November auch dabei. Rund 120 Teilnehmer aus dem gesamten Bistum waren gekommen. Bischof Joachim Wanke feierte mit ihnen einen Gottesdienst in der Erfurter Brunnenkirche. Der Tag stand ganz im Zeichen des internationalen Jahres der Freiwilligen. "Was du kannst, ist unbezahlbar", lautet dessen Motto.
Gerade in einem solchem Jahr, sei es wichtig, auf die Anliegen des Ehrenamtes in besonderer Weise einzugehen, betonte Diözesan-Caritasdirektor Bruno Heller am Beginn der Tagung. Die Gesellschaft dürfe "dankbar sein, dass sich so viele Menschen engagieren und wichtige Tätigkeiten über das Notwenige hinaus leisten". Viele Dienste in Kirche und Gesellschaft müssten ausfallen, wenn es nicht Menschen gebe, die sie übernehmen, sagte Heller.
Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für ehrenamtliche Mitarbeiter forderte der Staatssekretär im thüringischen Sozialministerium, Heinz-Günther Maaßen. Dazu gehöre zum Beispiel die Verbesserung des Arbeitsförderungsgesetzes. Die Anrechnung ehrenamtlicher Tätigkeit auf die Rentenversicherung dürfe man nach den Worten des Staatssekretärs nicht länger "gedanklich ausschließen". Im Freistaat gebe es neue Impulse, die das Ehrenamt stärker fördern sollen. Eine Thüringer Ehrenamtsstiftung soll durch Beratung, Förderung und Vernetzung das Engagement der Bürger unterstützen. Die könnte, so der Staatssekretär zu einem bundesweiten Pilot-Projekt werden.
Die Notwendigkeit des Ehrenamtes betonen auch hauptamtliche Mitarbeiter, die vor allem im sozialen Bereich tätig sind. "Ohne die freiwilligen Mitarbeiter gäbe es bei uns zum Beispiel keine Kleiderkammer", sagt Cordula Traubel von der Caritas-Regionalstelle in Erfurt. Vor allem die Kontakte zu den älteren Menschen würden zumeist von ehrenamtlichen Mitarbeitern aufrecht erhalten. "Dieser Dienst wird nach meiner Erfahrung immer wichtiger, weil es in Zukunft wesentlich mehr alte Menschen gibt", meint die Sozialarbeiterin.
Freiwillige Mitarbeiter stellten beim Elisabeth-Tag Projekte aus ihren Pfarrgemeinden und Gruppen vor. Ursula Neumann zum Beispiel berichtete über die Arbeit der ökumenischen Hospiz-
gruppe in Erfurt. Die Gruppe besteht seit fast elf Jahren und versucht, Sterbende und deren Angehörige zu begleiten. Mit Möglichkeiten des Gedächtnistrainings für ältere Menschen machte Elfriede Brestrich die Teilnehmer vertraut.
"Eine Kirche, die nur predigt, ist nicht die Kirche Jesu Christi." Mit diesen Worten betonte Direktor Bruno Heller noch einmal die Anliegen des sozialen ehrenamtlichen Engagements innerhalb der Kirche. Die "Caritas", die tätige Liebe, sei die kirchliche Teilhabe an der ganzheitlichen Sorge um den Menschen. Dabei gehe es vor allem darum, die Not des Nächsten zu sehen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 22.11.2001