Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Aus der Region

Freizeit in Kirchmöser

Familie

Kirchmöser (dw) - Dicke Krokodilstränen kullern über die geschminkten Elefantenbacken. Eigentlich hätte Elefant Friedrich gemeinsam mit gefährlichen Raubkatzen durch einen brennenden Reifen springen sollen. Dompteuse Sabine nimmt den Dreijährigen kurzerhand auf den Arm, während sie den anderen kleinen Wildkatzen und Elefanten hilft, ihre Dressurnummer zu vollenden

Durch kleine Pannen wurde die Stimmung bei der Zirkusvorstellung in der Familienferienstätte St. Ursula am vergangenen Mittwoch erst so richtig angeheizt. 20 Elternpaare aus allen Teilen Deutschlands verfolgten zur Kaffeezeit gespannt die zirkusreifen Darbietungen ihrer Sprösslinge und sorgten mit rhythmischem Auf-die-Knie-Klatschen für den obligatorischen Zirkus-Trommelwirbel. Den ganzen Vormittag über hatten die Kinder mit zwei Freizeitpädagoginnen vom Potsdamer "Mit-Mach-Zirkus Marionetti" geprobt. Jongleure, Clowns, Akrobaten und sogar eine Schlangenfrau und zwei Fakire zeigten dann am Nachmittag ihr neu erworbenes Können

Der Zirkustag war ein Höhepunkt einer zweiwöchigen Familienfreizeit in der Ferienstätte des Christlichen Familienbundes in Kirchmöser. Derartige Erholungsangebote für die ganze Familie bilden das erste Standbein der Ferienstätte im brandenburgischen Teil des Bistums Magdeburg, die nach mehrjährigem Ausbau vor zwei Jahren wiedereröffnet worden war. Einige Bundesländer gewähren finanzschwachen Familien für diese Erholungsmaßnahmen einen Finanzzuschuss

Darüber hinaus steht das Haus unterschiedlichen Gruppen und Institutionen zur Verfügung, die es für Freizeiten und Tagungen nutzen möchten. Wegen seiner behindertengerechten Appartments wird das St.-Ursula-Haus besonders gerne von Gruppen mit Rollstuhlfahrern gebucht, erzählt Hausleiter Markus Kriesel. In diesem Jahr rechnet die Einrichtung mit 13 000 Übernachtungen. Kriesel verweist zum Vergleich auf die 65 000 jährlichen Übernachtungen in der Stadt Brandenburg, zu der Kirchmöser als Vorort gehört

Einen besonderen Reiz der Veranstaltungen in der Ferienstätte sieht der Leiter darin, dass fast immer Teilnehmer aus Ost- und Westdeutschland dabei sind. Familien aus den alten und neuen Bundesländern sind neugierig aufeinander und darauf, wie auf der anderen Seite der Grenze früher gelebt wurde. Fast immer erwachsen daraus spannende Gesprächsabende. Dann kommt es zwar auch mal vor, dass Witze über Ossis und Wessis gerissen werden, ernsthaften Konfliktstoff hat es bisher aber nie gegeben

Enrico aus Meerane und Markus aus Unterfranken kennen das geteilte Deutschland nur noch vom Erzählen ihrer Eltern und Lehrer. Bei den gemeinsamen Proben für ihre Fakir-Nummer auf dem Nagelbrett haben sie erfahren: Ganz egal wer woher kommt: Geteiltes Leid kann so richtig zusammenschweißen

Für die Eltern war der Besuch im Mit-Mach-Zirkus übrigens kostenlos. In einem Hut, der nach dem Schlussapplaus um die Manege wanderte, fanden sich anschließend 496 Mark. Die Spenden kommen den Erdbebenopfern in der Türkei zugute

Nähere Infos über Angebote der Ferienstätte St. Ursula: Telefon (03381) 80 01 29

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 35 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 05.09.1999

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps