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Aus der Region

Menschenwürdiges Leben und christliche Spiritualität

Mongolei

Gera / Ulaanbaatar - Wie sich die Kirche nach der Sowjetherrschaft in der Mongolei entwickelt hat, darüber informierten sich die Pfarrer Klaus Schreiter aus Gera und Franz Pitzal aus Renningen bei einem Besuch im Sommer. Der von den Philippinen stammende Pater Wens Padilla und zwei weitere Priester hatten dort vor wenigen Jahren ohne jegliche "Vorschusslorbeeren" eine Missionsarbeit angefangen

Die demokratische Regierung der Mongolei hatte nach Beendigung der Sowjetherrschaft selbst beim Vatikan um Priester nachgefragt. Inzwischen sind insgesamt fünf katholische Priester im Land, sowie vier Missionarinnen der Nächstenliebe, die Schwestern Mutter Teresas. Im Land des legendären Dschinghis Khan waren Christen immer in der absoluten Minderheit. Umso faszinierender für die Besucher: Inzwischen wurden 85 vorrangig junge Menschen von Pater Wens getauft

Neben dem Aufbau der katholischen Gemeinde konnte ein dreistöckiges Heim für 80 Straßenkinder errichtet werden, die größtenteils ohne elterliche Hilfe auskommen müssen

Die Ordensschwestern leben in Slums inmitten der Ärmsten, geben ihnen täglich Essen aus, besuchen alte Menschen und gehen in Gefängnisse. Zudem haben sie einen Brunnen bauen lassen, mit dessen Hilfe sie die Menschen mit Wasser versorgen können. Koreanische Schwestern haben eine Montessori-Schule gegründet und betreuen ein großes Landwirtschaftsprojekt, welches sich gut entwickelt

Die Zeit der Sowjetherrschaft sei unverkennbar, so Pfarrer Schreiter: "Plattenbauten umgeben die Hauptstadt Ulaanbaatar. Ein Denkmal des Stalins der Mongolei´, Tschojbalsan, schmückt einen weiten Platz, der an Moskau erinnert. Tschojbalsan war es, der die Zerstörung aller buddhistischen Klöster und die Ermordung fast aller Mönche und der Intelligenz anordnete."

Die Mongolen sind ein wanderndes Volk. Ihre zeltartige Behausung, die Jurte, schlagen sie kurzfristig auf. Wenn es die Zeit erfordert, ziehen sie mit ihren Tieren ein Stück weiter. Die härteste Anforderung an die Mongolen stellt die Natur. Beim Besuch der Pfarrer zeigte das Thermometer 40 Grad über Null. Im Winter liegen die Temperaturen 40 Grad unter Null. Die Priester und Schwestern suchen die Menschen in ihren Lebenssituationen auf. Pfarrer Schreiter: "Wir hatten das Glück, am Samstag einen Gemeinschaftstag zu erleben. An einem Fluss in der Nähe von Ulaanbaatar hatte der Pfarrer seine Gemeinde zu Gottesdienst und Freizeit versammelt. Mit Bussen waren etwa 250 Leute gekommen. Es gab Essen, Trinken und Spiele für groß und klein."

In der vatikanischen Mission, die seit zwei Jahren fertiggestellt ist, gibt es eine Kapelle. Jeden Abend treffen sich hier etwa 40 Menschen zur Messe: die fünf Priester, die Ordensschwestern von Mutter Teresa, koreanische Schwestern und 20 bis 30 Mongolen, die zum Teil noch nicht getauft sind. Unter ihnen sind auch viele arme Menschen. Einen Teil des benötigten Geldes bringt die Gemeinde selbst auf. Große Hilfe bekommt sie auch aus Südkorea und von den Phi-lippinen

Die Regierung hat der Gemeinde ein Grundstück zur Verfügung gestellt, auf dem eine Kirche, ein Kindergarten, eine Krankenstation und eine Mechanikerwerkstatt entstehen sollen. Doch auf diesem Grundstück muss zunächst Wasser gefunden werden. Für diese Arbeit ließ der Besuch aus Deutschland 5000 Mark in der Mongolei. Pfarrer Schreiter: "Wir denken, dass diese Gemeinde und die Kirche in der Mongolei einen guten Start haben und sich ausbreiten werden."

Klaus Schreiter /tdh

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 35 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 05.09.1999

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