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Königin Mathilde

Auf den Spuren großer Frauen (Teil 8)

Ursprünglich lebten dort, wo sich heute die Türme des Nordhäuser Domes weit sichtbar ins Land erheben, Benediktinerinnen. Und mitten unter ihnen eine Frau, deren Andenken bis heute lebendig geblieben ist: Die heilige Königin Mathilde (885 bis 968). Sie war es auch, die die erste Kirche des Schwesternkonventes im Jahr 961 stiftete, somit gilt sie bis heute als Stifterin des katholischen Domes und ist in ihm mehrmals dargestellt. Dies allerdings im jeweiligen Zeitgeschmack, beispielsweise am Hochaltar im Stile des Barock. Wie sie wirklich aussah, ist nicht überliefert.

Mathilde stammt aus dem Geschlecht des sächsischen Fürsten Widukind, der nach erbittertem Widerstand gegen die gewaltsame und blutige Christianisierung der Sachsen durch Karl den Großen im Jahr 785 die Taufe empfing. Ihre Mutter hingegen stammt aus friesischem Adel. Erzogen wurde Mathilde im Herforder Frauenstift. Übrigens die erste Station eines Mathildenpfades, zu dem Friedrich Becker in seiner 1997 erschienenen gleichnamigen Broschüre einlädt. Herausgeber dieses Sonderdrucks ist der Herforder Verein für Heimatkunde. Weitere Stationen sind neben Nordhausen beispielsweise Quedlinburg, Memleben, Tilleda ...

Zeitgenössische Quellen bekunden, dass Mathildes Wissen und ihre künstlerischen Fertigkeiten weit über das Stift Herford hinaus bekannt wurden, gerühmt wurde auch ihre Schönheit. Jedenfalls kam eines Tages der junge Heinrich vorbei, um sich Mathilde einmal anzuschauen. Die Folge dieser Begegnung war eine baldige Hochzeit.

Heinrich stammte aus dem Geschlecht der Liudolfinger und wurde vom sterbenden König Konrad I. zum Nachfolger bestimmt, was jedoch nicht so einfach durchsetzbar war. 910 erkannten die Sachsen und Franken sein Königtum an, später folgten die Bayern und Schwaben. Heinrich gelang es, die Grundlagen für die Bildung und Entwicklung des Deutschen Reiches zu schaffen. Nachdem er seinem Sohn Otto die Königskrone überließ, starb Heinrich schwer erkrankt in der Kaiserpfalz Memleben. In der Stiftskirche zu Quedlinburg - eine Stiftung Heinrichs und Mathildes - wurde er begraben.

Mathilde muss um den Verlust ihres Mannes sehr getrauert haben. Fünf Kinder gingen aus dieser Ehe hervor, darunter drei Söhne. Den Aufstieg ihres Ältesten Otto verfolgte sie mit Stolz: Einstimmig wurde er in Aachen als König bestätigt, später wurde Otto I. Kaiser des Römischen Reiches Deutscher Nation. Es wird überliefert, dass Mathilde als Witwe weiterhin in wichtige Aufgaben der Politik einbezogen wurde. So übertrug ihr Otto nach dem Sieg über die Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg die Vorbereitung der Siegesfeiern, oder er machte sie bei seiner Abwesenheit - 962 holte er sich in Rom die Kaiserkrone - mitverantwortlich für die Regierung des jungen Reiches.

Die letzten Jahre ihre Lebens verbrachte sie in Nordhausen, meist in der Mitte der Benediktinerinnen. Heinrich I. hatte Jahre zuvor in Nordhausen eine Burg gebaut, der Witwensitz Mathildes. Von der Burg und dem alten Kloster ist heute nichts mehr erhalten. Die ältesten Bauteile des heutigen Domes - Krypta, Türme und Kreuzgang - stammen aus der Zeit um 1130. Das spätgotische Langhaus entstand um 1400, später kam der barocke Hochaltar hinzu. 1220 wurde das Frauenkloster in ein Domherrenstift umgewandelt. Dennoch bleibt Mathilde in Nordhausen, Quedlinburg und anderswo gegenwärtig, besonders bei der katholischen Gemeinde des Domes am Südhang des Harzes.

Kurz vor ihrem Tod verließ Mathilde Nordhausen, um am 14. März 968 in Quedlinburg zu sterben. Dort wurde sie auf ihren Wunsch hin neben Heinrich beigesetzt. Alles, was sie besaß, verschenkte sie kurz vor ihrem Heimgang, nur ein scharlachrotes Gewand - ihr letztes Kleid - blieb ihr.

Holger Jakobi

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 35 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 05.09.1999

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