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Name verpflichtet

Pflug-Kenner

Göttingen (dw) - "Wie lange müssen wir noch warten, bis die beiden großen Kirchen nach dem Pegauer Konvent von 1548 endlich wieder den ersten Versuch zu einer gemeinsamen christlichen Kirche machen?"

Der Göttinger Hans-Jürgen Pflug, evangelisch, ist ungeduldig, wenn er auf Ökumene zu sprechen kommt. "Wir treten auf der Stelle", sagt er. Sein Wunsch ist, dass möglichst bald der gemeinsame Gottesdienst von evangelischen und katholischen Christen als Regelgottesdienst eingeführt wird - auch wenn dieses zunächst nur als "Pilotprojekt" beider Kirchen in mehreren Gemeinden geschehen könnte. In seinem Namensvetter Julius von Pflug, der vor 500 Jahren in Eytra bei Leipzig geboren wurde und später der letzte katholische Bischof von Naumburg-Zeitz wurde, sieht er einen Vorläufer heutiger ökumenischer Bestrebungen. Vor rund zwei Jahren hat Hans-Jürgen Pflug seine historischen und genealogischen Forschungen in Sachsen aufgenommen. Dafür hat er seine Stellung als leitender Handlungsbevollmächtigter eines großen Versicherungskonzerns an den Nagel gehängt. Unter den rund 4000 Pflugen, die auf seinem Rechner systematisch geordnet sind, befinden sich unter anderem Daten über den Magdeburger Dompropst Dr. Sigmund Pflug, über Cäsar Pflug, der den Vorsitz in der Leipziger Disputation 1519 führte, sowie über Christoph Pflug, der als letzter Abt im Zisterzienserkloster Sittichenbach bekannt ist, und über die aus Zschocher stammende Margarethe Pflug, die als Äbtissin im Georgenkloster zu Leipzig wirkte. Hans-Jürgen Pflug war es, der den Anstoß gegeben hat zu den Pflug-Gedenkveranstaltungen, die in diesen Tagen in Zeitz und zum Jahresende in Naumburg stattfinden. Unter anderem hat er sich auch für die Edition einer Pflug-Briefmarke eingesetzt. Allerdings musste er erfahren, dass die Zahl kirchlicher Sondermarken der Deutschen Post beschränkt ist und dass allein das Auswahlverfahren einen Vorlauf von drei bis vier Jahren braucht

Hier eine erste Veröffentlichung seines Gedichtes zum Thema Julius Pflug:

Einst unter Fürsten, im Konzil

gab man nichts - man nahm sich viel

Uns drängt heut' der Wunsch zum Frieden: Christen soll'n einander lieben!

Doch bei vielen frommen Sprüchen

scheint oft der Verstand gewichen

So werden wir gebor'n und sterben

seh'n nie die heile Welt, nur Scherben

Mir scheint, dass es auch niemand stört,

wenn alle schreien - keiner hört

Sie laufen wieder, tragen Waffen

- und alle Kirchenmänner gaffen

War einst Europa so zerstritten

von Calvinisten und Hussiten,

von Papst und Kaiser, Luther, Eck,

- beseitigt habt ihr nie den Dreck

Lernst von Erasmus, Julius Pflug,

ein Händedruck ist nicht genug!

Jetzt reichen Menschen sich die Hand

verschied'ner Sprachen, unbekannt,

es fallen Grenzen, die Moneten:

durch Politik - und nicht durch beten-

scheint nationaler Wahn besiegt

Doch Glaubenszwietracht sich bekriegt

Wie lange ist schon Abel tot?

- Wie oft sah' ich das Morgenrot!

Warum erschießt ein frommer Christ

den Nachbarn, der Kathole ist?

Und viele rufen zur Gewalt -

der Christen übelster Gestalt

Großer Mann, von Gottes Gnaden,

wend ab, den viel zu großen Schaden,

stimm' an des Himmels ewges Lied

der Hoffnung, auf ein bisschen Fried

Sieh, auf den Straßen fließt das Blut,

weil keiner es verhindern tut

Islam, Muslime und Mormonen,

Sekten werben, wo wir wohnen!

Werbung nimmt so leicht den Glauben,

wird christliche Gedanken rauben

Mohammed, Buddha, Herre Christ,

lass jeden Menschen, wie er ist

Weil wir den einen Vater haben,

weil wir an seinem Tisch uns laben

Weil der Wind die Bäume streicht,

weil doch die Schöpfung unerreicht,

weil eine Sonn' für groß und klein,

gehört die Welt uns nicht allein

Lasst uns endlich Brüder sein!

Hans-Jürgen Pflug

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 36 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 12.09.1999

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