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Bistum Magdeburg

Gerhard Feige erklärt sein Wappen

Bischofsweihe

Das Wappen verbindet markante Phasen der wechselvollen Geschichte des Magdeburger Kirchengebietes mit meiner Biografie und meinen Anliegen. In seinem ersten und vierten Feld entspricht es unserem Bistumswappen

Links oben erscheinen mit Rot und Weiß die Farben des 968 gegründeten und während der Reformation untergegangen Erzbistums Magdeburg. Eine große Vergangenheit mit verehrungswürdigen Heiligen und die Tragik der Glaubensspaltung stehen vor Augen. Angesichts der dramatischen Entchristlichung Mittel- und Ostdeutschlands ruft beides zur Besinnung und - damit unser Zeugnis glaubwürdiger werde - zu einer größeren ökumenischen Gemeinsamkeit auf

Rechts oben ist das Wappen meiner Heimatstadt Halle (Saale) zu sehen. Seine Gestirne werden mit einer Legende in Verbindung gebracht, nach der vor über 1000 Jahren ein Bischof den ärmlichen Gründern der Stadt - den Halloren - zur Verwirklichung ihres Planes gewünscht habe: "und es leuchte euch Sonne, Mond und Sterne". Nach wie vor begleiten und erbauen mich hallesche Erlebnisse, Prägungen und Kontakte. Das linke untere Feld schließlich zeigt auf goldenem Grund ein vieldeutiges und überwiegend in der byzantinischen Ikonografie entfaltetes Motiv: den sogenannten "leeren Thron" beziehungsweise dessen "Bereitung" (griechisch: Hetoimasia). Als Zeichen unsichtbarer Anwesenheit schon im heidnischen Götter- und Kaiserkult in Gebrauch hat die frühchristliche Kunst es auf die Repräsentation Christi als des himmlischen Herrschers angewandt. Zumeist mit Evangelienbuch, Taube und Kreuz versehen wurde dieser Thron in der byzantinisch-slawischen Tradition auch zum Hinweis auf den dreieinen Gott, die Ausgießung des Heiligen Geistes, die Gegenwart Christi in der Eucharistie und seine endgültige Wiederkunft in Herrlichkeit. Hier im Wappen steht die "Thronbereitung" als Ausdruck für meine historisch-theologische Beschäftigung mit der alten Kirche und dem christlichen Osten, meine Liebe zur byzantinischen Liturgie, mein Vertrauen auf Gottes Nähe und meine Überzeugung, dass volle Katholizität nur dann eine wirkliche Chance hat, wenn die Christenheit noch mehr - wie Papst Johannes Paul II. wiederholt betont hat - "mit beiden Lungenflügeln atmet", dem westlichen wie dem östlichen. Um die gegenwärtige Situation im Geiste Christi zu bestehen und offen für seine Zukunft zu sein, halte ich es mit meinem Wahlspruch "Vigilate et orate" (Mt 25, 41; vgl. auch Lk 21,36; Kol 4,2 und Eph 6,18) für wichtig, zu wachen und zu beten. Wachsamkeit heißt dabei für mich: nicht überall nur Unheil zu wittern, Scheuklappen anzulegen, in eine Scheinwelt oder ein Ghetto zu flüchten und Konflikte auszuklammern, aber auch nicht jeder Mode oder Meinung dieser vergänglichen und auch sündigen Welt zu verfallen, sondern möglichst viel der ganzen Wirklichkeit mit ihren Freuden, Leiden und Nöten wahrzunehmen, alles kritisch zu prüfen und nach dem Willen Gottes zu befragen, sensibel, gelassen und hoffnungsvoll zu bleiben und nach den Zeitzeichen Christi Ausschau zu halten. Wir dürfen nicht müde werden, uns darum zu mühen, das Evangelium ansteckend zu leben und zu verkünden, die Einigung der Christen voranzutreiben und auch gesellschaftliche Probleme mitzulösen. Das aber kann auf Dauer nur der aktiv mittragen, der einen tiefen Glauben hat, ganz auf Gott setzt, dankbar seine Erlösungstaten feiert und sich ihm im Gebet anvertraut. Das beharrliche Stehen oder Knien vor Gott ist die verheißungsvollste Form, innerlicher Leere zu entgehen, Trost, Kraft und Zuversicht zu finden sowie größere Glaubwürdigkeit zu gewinnen

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 36 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 12.09.1999

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