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Bistum Dresden-Meißen

Wenn man singt, kann man nicht weinen

50 Jahre Caritasheim Seelingstädt

Seelingstädt (jak/af) - Alt sein gehört zum Leben genauso dazu, wie Jugend und die so genannten besten Jahre";. Viele alte Menschen zögern den Einzug in eine Altenhilfeeinrichtung lange hinaus, ist er unvermeidlich, dann erwarten sie und ihre Angehörigen eine Möglichkeit, ihr Leben weiter in Würde führen zu können. Im Caritas-Altenpflegeheim Claudine Thévenet in Seelingstädt bei Grimma finden sie einen solchen Ort. Kürzlich blickten die Bewohner, die Ordensschwestern sowie alte und derzeitige Mitarbeiter auf das 50-jährige Bestehen dieses Hauses zurück. Heimleiter Manfred Müller legt Wert auf die Besonderheiten einer christlich geprägten Altenhilfeeinrichtung. Wörtlich sagte er: Ich halte es für wichtig, sich den Menschen zuzuwenden, habe ich die Liebe zu ihnen nicht, dann wäre es nur noch ein Job."; Besonders stolz ist Manfred Müller, dass die Seelingstädter Einrichtung mit dem alten Schloss Zukunft haben wird. Anders als beispielsweise in Lichtenstein und Maxen stehen die Zeichen für Seelingstädt auf Grün. Wir haben sofort nach der Wende begonnen unser Haus schrittweise zu erneuern";, berichtet Manfred Müller. Und auch wenn viele Bereiche etwas niedrig sind, so verloren sie doch mittels moderner Raumgestaltung - Spiegeldecken mit Lichtern - ihre mögliche einengende Wirkung. Die einzelnen Ebenen des Hauses sind durch Namen gekennzeichnet, so gibt es beispielsweise einen Poetenweg. Diese Namensgebung erleichtert es allen, sich in den weiten Räumen nicht zu verlaufen. Wert legen Manfred Müller und die Mitarbeiter auf gemeinsame Mahlzeiten. Wer zusammen lebt, sollte auch zusammen essen."; Dies ist besonders wichtig, soll doch die Kommunikation nicht abreißen

Begonnen hatte in Seelingstädt alles im Jahr 1949. Im Sommer diesen Jahres verloren die Schwestern von Jesus und Maria ihr Haus in Roßtal bei Dresden. Das alte Schloss Seelingstädt wurde hingegen der katholischen Kirche übergeben. So machten sich die Schwestern im Auftrag der Caritas auf den Weg. In Seelingstädt widmeten sie sich weiter der Betreuung alter Menschen. Doch anders als heute, waren diese damals oft noch sehr rüstig und halfen in Haus und Landwirtschaft. Viele suchten einfach ein Zuhause, wo sie bleiben konnten. Heute hat sich die Situation stark geändert, die Mehrzahl der alten Menschen brauchen Hilfen und Zuwendungen, weil sie sich selbst nicht mehr helfen können, berichtet Heimleiter Müller. Ein Neubau entstand im Jahr 1979, allerdings architektonisch noch im Krankenhausstil"; - lange Gänge mit Zimmern auf beiden Seiten. Diese Situation wurde inzwischen durch verschiedene Raumgesaltungsmöglichkeiten sehr aufgelockert. Derzeit leben in Seelingstädt zirka 60 alte Menschen. Aber auch die Ordensschwestern sind noch da, übrigens als einzige im Bereich der Caritas-Altenpflegeheime im Bereich des Bistums Dresden-Meißen. Alle anderen Kongregationen haben sich aus den von ihnen betreuten Häusern zurückgezogen. Die Schwestern von Jesus und Maria bewohnen einen Teil des alten Schlosses. Hier befindet sich seit einigen Jahren auch eine Fortbildungsstätte der Diözesancaritas

Fast 300 Gäste aus Kirche, Politik und Kommune nahmen übrigens am ersten Septembersonntag an den Jubiläumsfeierlichkeiten teil. Als ehemalige Mitarbeiter, Praktikanten und Aspiranten, als Freunde und Unterstützer des Hauses wollten sie Dank sagen für Begleitung in schweren Jahren und für die gute Entwicklung des Hauses bis heute. Zeitzeugen, die den Beginn der Caritasarbeit in Seelingstädt miterlebt hatten, sprachen in ihren Grußworten von erschütternden Anfängen. So berichtet Caritasrektor Dieter Grande in seiner Predigt vom Umzug des Dresdner Altenpflegeheims nach Seelingstädt. 15 Lastkraftwagen hatten die Schwestern aus Mangel an Arbeitskräften eigenhändig be- und entladen. Seelingstädt selbst glich damals eher einem Abbruchgelände und war von Flüchtlingen überfüllt. Die Schwestern konnten nur arbeiten, sie konnten nur lieben, und mit beidem leisteten sie Übermenschliches";, betonte Dieter Grande

Schwester Benigna, die im Auftrag der Gemeinschaft der Ordensschwestern von Jesus und Maria sprach, zitierte aus einem Brief der Anfangszeit. Eine Schwester schrieb damals: Wir haben in diesen Tagen so viel gesungen wie noch nie. Wenn man singt, kann man nicht weinen!";

Weitere Informationen: Caritas-Altenpflegeheim Claudine Thévenet";, Grimmaer Straße 108 in 04687 Seelingstädt, Tel. 034 37/93 20

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 37 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.09.1999

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