Gewissen und Gehorsam im Widerstreit
Jugend-Konferenz der Pfarreien in Neuhausen
Neuhausen (bs/tdh) -"Wäre Jesus zur Armee gegangen oder hätte er Zivildienst geleistet?" "Unterstützen Sie mit Ihrer Seelsorge, dass die Soldaten in den Krieg gehen können?" Das und noch einiges mehr wollten Jugendliche aus dem Bistum Görlitz von Militärseelsorger Peter Paul Gregor wissen. Das Gespräch fand am 17. November in Neuhausen bei der so genannten Diözesankonferenz der Pfarreien, dem jährlichen Treffen der Pfarrjugendsprecher, statt.
Gregor verdeutlichte den jungen Leuten vor allem, dass jede Entscheidung bewusst unter Einbeziehung des Gewissens gefällt werden müsse. Deshalb lehnt er es wie Militärbischof Walter Mixa auch ab, dass Bundeskanzler Gerhard Schröder die Abstimmung über einen Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan an die Vertrauensfrage gekoppelt hat. Soldaten kann ihr Gewissen nach Gregors Auffassung unter Umständen sogar dazu veranlassen, einen Schießbefehl zu verweigern.
Seine Aufgabe als Militärpfarrer sieht Gregor darin, den Soldaten zu helfen, zu eigenen Entscheidungen zu gelangen. Mit diesem Dienst am Menschen möchte er aber keinesfalls jemanden zum Krieg animieren.
Krieg kann für Gregor ohnehin nur das letzte Mittel sein. Er selbst wurde mehrmals ausgemustert und war in der Friedensbewegung der DDR aktiv. Die größte Waffe des Militärs könnte seiner Ansicht nach heute darin bestehen, den Dialog zu suchen. Deshalb will er als Militärseelsorger verhindern, dass Soldaten Feindbilder haben, da sie sonst nicht zum Gespräch mit dem Gegner bereit seien.
Mit Blick auf die gegenwärtige Situation in Afghanistan und Israel setzten sich die Jugendlichen mit Begriffen wie "gerechter Krieg" und "gerechter Frieden" auseinander und diskutierten, wann eine Armee überhaupt Krieg führen dürfe. Einig waren sich die jungen Leute, dass dies im Verteidigungsfall geschehen könne. Die Meinungen gingen aber auseinander, als es darum ging, ob Verteidigung nur im eigenen Land stattfinden oder auch im Ausland erfolgen könne. Gregor zufolge sollen Armeen dazu dienen, vor Angriffen zu schützen. Diese Spielregel wurde seiner Einschätzung nach aber in Afghanistan nicht eingehalten.
Erstaunt stellten einige Jugendliche fest, dass auch die Bibel Antworten auf militärische Fragen gibt. Der Hauptmann von Kafarnaum sei ein gutes Beispiel, dass "Militärseelsorge eine der ältesten Seelsorgeformen ist", sagte Gregor. Entscheidend ist für ihn auch, dass Jesus das Militär nicht abgeschafft hat. Hätte er vor der Wahl zwischen Wehr- und Zivildienst gestanden, hätte er bei beidem reingeschaut, glaubt Gregor, der sich in der DDR für die Einführung eines Zivildienstes stark machte.
An die Konferenz der Pfarreien schloss sich am Samstagnachmittag eine außerordentliche Diözesanversammlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Görlitz an. Neben den Jugendsprechern nahmen daran auch Vertreter der beiden Mitgliedsverbände -Kolpingjugend und Don-Bosco-Jugend Görlitz -teil. Die BDKJ-Mitglieder verabschiedeten eine neue Diözesanordnung. Danach können Verbände künftig kostenlos so genannte assoziierte BDKJ-Mitglieder werden. Das bedeutet, dass sie zwar einen Sitz haben, aber kein Stimmrecht.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 22.11.2001