Feste Schuhe sind Mangelware
Aktion für St. Petersburg
Schwarzheide (tdh) - Im Regal für Männerbekleidung lag nur noch die eiserne Reserve von drei Hemden und zwei Hosen, berichtet Sigrid Dick. Im Mai nahm sie mit 26 weiteren Pilgern an einer Wallfahrt und Besichtigungsfahrt der Pfarrgemeinde Ruhland/Schwarzheide nach St. Petersburg teil. Unter anderem stand ein Besuch in der Caritas-Kleiderkammer auf dem Programm, eines der Projekte, die der frühere Pfarrer von Schwarzheide, Hartmut Kania, als Caritas-Direktor von St. Petersburg auf den Weg gebracht hat, und die vom Bistum Görlitz aus von Anfang an unterstützt wurden
Ziel der Wallfahrt war das Grab der heiligen Xenia auf dem Smolensker Friedhof in Petersburg. Xenia gilt in Russland als Caritasheilige";. Sie tat heimlich gute Werke und versuchte, stellvertretend für ihren Mann Buße zu tun. Die deutschen Pilger besuchten in Petersburg zwei orthodoxe Gottesdienste, gestaltet von Chören, die auch schon mehrfach in Deutschland gastiert hatten, und feierten zwei katholische Messen mit. Sie absolvierten ein touristisches Besuchsprogramm und informierten sich umfassend über die Caritasarbeit vor Ort. So schauten sie sich eine Suppenküche der Malteser an, die von Würzburg aus initiiert wurde und zwei Küchen, in denen Obdachlose versorgt werden. Die Kleiderkammer fand das besondere Interesse der Besuchergruppe, denn wohl jeder der Wallfahrer hat sich in den letzten Jahren an der jährlichen Herbst-Paketaktion in Ruhland/Schwarzheide für St. Petersburg beteiligt. Einer der Wallfahrer entdeckte in der Petersburger Kleiderkammer sogar ein Paket, das er selbst gepackt hatte. Die Gäste erlebten, dass die Arbeit der Caritas-Kleiderkammer strengen staatlichen Kontrollen unterliegt. Auch die Caritasmitarbeiter prüfen eingehend, ob die Hilfesuchenden wirklich bedürftig sind
Vom 15. September bis 15. Oktober besteht auch in diesem Jahr wieder die Gelegenheit, Kleider-Pakete im evangelischen Pfarramt Ruhland oder im katholischen Pfarramt Schwarzheide abzugeben. Von Kiel oder Hamburg aus gelangen die Kartons dann in Containerschiffen an ihr Ziel. In einem Brief an seine Freunde und Förderer im Bistum Görlitz hat Caritas-Direktor Hartmut Kania darauf hingewiesen, dass die Zollbestimmungen sich erneut verschärft haben. Unter anderem ist es nicht mehr erlaubt, Spielzeug zollfrei nach Russland zu schicken. Ausschließlich gebrauchte Kleider und Schuhe dürfen versandt werden. Besonders großer Bedarf besteht an Männerkleidung sowie an warmen, stabilen Schuhen für Männer, Frauen und Kinder, die die langen Periode des Frosts und des Matschwetters in St. Petersburg überstehen können. Die meisten Frauen, die sich an uns wenden, sind schon über 50, und sie bitten immer um stabile und geräumige Schuhe für ihre schweren und oft kranken Füße";, schreibt Kania
Für die Sachspenden sollten ausschließlich Bananenkartons verwandt werden. Bei der Übergabe an den Sammelstellen sollte für jedes Paket eine Transportgebühr in Höhe von zehn Mark mit abgegeben werden. Auskünfte gibt der katholische Pfarrer von Schwarzheide, Christian Pabel, Tel./Fax (03 57 52) 74 66. Wer im übrigen Jahr mit unverpackten Textilien helfen will, kann sich bei Johannes Brosdetzko bei der Caritas Cottbus melden, Tel. (0355) 38 06 50
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.09.1999