Bistum will Energiekosten senken
Strommarkt
Magdeburg (dw) - Der geöffnete Strommarkt macht auch vor dem Bistum Magdeburg nicht halt. Schon vor einigen Jahren hatte Generalvikar Theo Stolpe das Magdeburger Siedlungswerk St. Gertrud mit der Entwicklung von Energiespar-Strategien für das Bistum beauftragt. Wie auch in anderen deutschen Bistümern war der Haushalt auf Einsparmöglichkeiten abgeklopft worden, um die sinkenden Kirchensteuereinnahmen so effektiv wie möglich einsetzen zu können. Unter anderem hatte das Siedlungswerk den Einbau von Blockheizkraftwerken in einigen größeren kirchlichen Gebäuden wie dem Roncalli-Haus vorangetrieben und Pilotprojekte für Solarenergienutzung initiiert
Der beginnende Konkurrenzkampf auf dem Strommarkt stellt das Bistum vor eine völlig neue Situation. Der bereits geplante Bau weiterer Blockheizkraftwerke muss neu überdacht werden. Das Siedlungswerk hat den Auftrag erhalten, die Möglichkeiten der Liberalisierung des Marktes zum Nutzen aller Einrichtungen im Bistum auszuloten. Erste Ergebnisse hat Norbert Diehl, der Geschäftsführer des Siedlungswerkes, jetzt vorgelegt. Unter anderem ist ein Computer-Programm entwickelt worden, mit dessen Hilfe sich der Energieverbrauch aller Einrichtungen und Betriebe des Bistums vom Pfarrhaus bis zum Krankenhaus exakt erfassen und bewerten lassen. Dieses Programm möchte das Siedlungswerk auch anderen Diözesen in Deutschland anbieten
Auf Grundlage der in diesem Programm erfassten Daten will das Siedlungswerk jeweils mehrere Einrichtungen von Kirche und Caritas zu Stromeinkaufsverbänden zusammenfassen. Für derartige Verbände lassen sich mit den Energieversorgungsunternehmen günstigere Vertragskonditionen aushandeln als für Einzelkunden, ist Norbert Diehl zuversichtlich. Die Chance für günstige Verträge sei um so größer, je mehr Einrichtungen sich anschlössen. Ungünstig sei es deshalb, wenn sich kirchliche Einrichtungen bereits im Alleingang durch langfristige Verträge gebunden hätten. Erste Angebote bei einigen Regionalversorgern hat das Siedlungswerk schon eingeholt. Das Konzept des Siedlungswerkes beschränkt sich nicht nur auf Strompreisänderungen. Auch Gas, Fernwärme und eigene Strom- und Wärmeerzeugung werden berücksichtigt. Das Siedlungswerk bietet darüber hinaus an, bauphysikalische Energiesparmöglichkeiten in den einzelnen Einrichtungen zu prüfen und bei abrechnungstechnischen Fragen zu beraten. Bei der Erfassung der Energiedaten des Bistums sei bereits bei einigen Objekten zu Tage getreten, dass aufgrund veralteter Technik oder nicht vertragsgerechter Abnahme von Energie und Wasser überteuerte Rechnungen vorlagen
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.09.1999