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Margaretha von Österreich

Auf den Spuren großer Frauen (Teil 10)

Das 15. Jahrhundert war eine Zeit, die von starken Ängsten geprägt war. Krieg und Pest waren immer gegenwärtig. Die Menschen waren zudem innerlich bedroht durch die Gedanken an das bildlich und apokalyptisch dargestellte Fegefeuer und das jüngste Gericht. Das ewige Leben musste sich der Mensch mit guten Werken verdienen. Diesen Glauben teilten alle, arme wie reiche Leute. So auch Kurfürstin Margaretha von Sachsen. In Altenburg ist ihr Andenken bis heute lebendig, ihre geistlichen Stiftungen hingegen - so eine Kartause in Crimmitschau - überstanden die Reformation nicht

Im Laufe der Jahrhunderte kam es immer wieder zu Verbindungen zwischen Sachsen und Österreich. Zu den bekanntesten gehört die am 3. Juni 1431 in Leipzig geschlossene Ehe zwischen Margaretha von Österreich mit dem Kurfürsten Friedrich dem Sanftmütigen. Aus dieser Ehe gingen die Söhne Ernst und Albrecht hervor, die später in Leipzig das Gebiet der Wettiner teilten. Ernst erhielt den thüringischen Teil und die Kurwürde, Albrecht Meißen und Dresden, das heutige Sachsen. Diese Spaltung trennte für die zukünftigen Jahrhunderte auch die Familie, seither gibt es Wettiner in Ernestiner und Albertiner Linie. Margaretha genoss das Vertrauen ihres Mannes und führte in seiner Abwesenheit sogar Regierungsgeschäfte

Es wird berichtet, das Margaretha eine sehr christlich geprägte Frau war. So regte sie nach Beendigung des Bruderkrieges, der Kurfürst Friedrich und Herzog Wilhelm über viele Jahre entzweite, eine geistliche Stiftung an. 1453 wurde der Grundstein zu einer den vierzehn Nothelfern geweihten Wallfahrtskirche in einem Dorf zwischen Jena und Apolda gelegt. Der Ort trägt noch heute den Namen Vierzehnheiligen. Frieden zwischen Wilhelm und Friedrich brachte übrigens Margarethas Bruder, Kaiser Friedrich III. Er drohte die Reichsacht an und so einigte man sich in Sachsen und Thüringen notgedrungen. 1451 feierten die Brüder Versöhnung

Nach dem Tod Friedrichs wurde Altenburg Witwensitz der Kurfürstin. Der Altenburger Amtmann leitete ihre Hofwirtschaft. Ein Kornhaus - Margaretha ließ es 1468 auf dem Schloss bauen - brannte 1868 nieder. Sie betrieb in Altenburg eine Vorratswirtschaft aus der andere Wohnsitze beliefert wurden. Bis ins hohe Alter war sie mobil und galt als reiselustig

Im Altenburger Schlossmuseum erinnert ein Raum an den Altenburger Prinzenraub und damit auch an Kurfürstin Margaretha. 1455 entführte der Ritter Kunz von Kaufungen die Prinzen Ernst und Albrecht. Kunz war ehemaliger Schlosshauptmann von Altenburg und nahm am sächsischen Bruderkrieg teil. Er fühlte sich ungerecht behandelt und klagte gegen Friedrich. Ohne den Ausgang des Prozesses abzuwarten entführte er die Prinzen. Ein Fehdebrief - der die Tat nach damaligem Recht legalisiert hätte - erreichte den Kurfürsten erst nach der Tat, damit stand Kunz außerhalb des Rechtes: Nur wenige Tage nach der Tat wird er in Freiberg enthauptet. Die Leiterin des Schlossmuseums, Perdita Schachtschneider, verweist auf die verschiedenen Ausstellungsstücke. Neben zeitgenössischen Bildern des Kurfürsten und seiner Frau, Akten, Fotos von den Schauplätzen des Geschehens werden Gemälde des 19. Jahrhunderts gezeigt. Die Grabstätte Margarethas in der Schlosskirche ist im Rahmen von Führungen zugänglich. Übrigens, das Museum im Schloss hat sich in den vergangenen Jahren sehr gewandelt. Mehrere Repräsentationsräume sind für Besucher offen. Eine weiterer Ausstellungskomplex befindet sich im Gebäudeteil der Junkerei. Dort wird die Ur- und Frühgeschichte gezeigt und im Turm sind Bodenschichten, die im Laufe der Jahrhunderte aufgeschüttet wurden sichtbar.

Holger Jakobi

Öffnungszeiten: ganzjährig Dienstag bis Sonntag von 9.30 bis 17.30 Uhr, letzter Einlass um 17 Uhr

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 37 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.09.1999

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