Dieser Beruf ist nicht einfach ein Job
Krankenschwestern- und pflegerausbildung im katholischen Krankenhaus in Halle
Halle (ep) -Nicole Spatzig (20), Franziska Breitschuh (20) und Ulrike Albrecht (21) sind sich sicher: Ihre Ausbildung im hal-lischen Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara und seiner Krankenpflegeschule können sie mit ruhigem Gewissen anderen jungen Leuten weiterempfehlen. "Die Ausbildung macht Spaß. In der Schule herrscht ein gutes Miteinander zwischen Lehrern und uns Schülerinnen. Und auch auf den Stationen, auf denen wir eingesetzt sind, fühlen sich die meisten von uns wohl", sagt Nicole, die dabei ist, Krankenschwester zu werden. Auch Franziska und Ulrike, beide absolvieren die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester, sind froh, in der von den Schwestern von der heiligen Elisabeth (Graue Schwestern) geführten Klinik lernen zu können. Mit dem Begriff "geborgen" beschreibt Franziska -die selbst nicht getauft ist -das, worin sich ihrer Meinung nach das Leben und Arbeiten in dem katholischen Krankenhaus von anderen Kliniken unterscheidet. Auf die Frage, was sie damit verbindet, nennt sie die Ordensschwestern und den Krankenhausseelsorger, einen Franziskanerpater. "In der Schule geht es ziemlich familiär zu", sagt Nicole, und das, obwohl an der staatlich anerkannten Ausbildungseinrichtung 120 junge Leute, vor allem junge Frauen lernen. Als Jugendliche habe sie in ihrer evangelischen Gemeinde in Beesenstädt ein herzliches Miteinander erlebt und sich auch deshalb für eine Ausbildungsstätte mit kirchlichem Hintergrund entschieden, sagt die 20-Jährige. Auch Ulrike hat gefunden, was sie sich erhofft hat: "dass der Patient im Vordergrund steht". Dies sei trotz aller finanziellen Zwänge so. "Drei Minuten für ein freundliches Wort lassen sich meist abzwacken" , fügt Franziska hinzu.
Zufrieden sind die Schülerinnen auch mit der Ausbildungsordnung: Selbst wenn es manchmal hart sei, Spätdienst zu haben und am nächsten Morgen eine Arbeit in Anatomie oder Psychologie schreiben zu müssen -die Verbindung von drei Tagen Arbeit und zwei Tagen Schule pro Woche finden sie gut. In anderen Ausbildungsstätten wird der Unterricht hingegen blockweise über Wochen hinweg erteilt.
Dass sie in ihrem Beruf immer wieder schwerer Krankheit und Tod begegnet, gehört für Nicole zum Pflegeberuf dazu. "Jeder muss rauskriegen, ob Krankenpflege das Richtige für ihn ist", sagt sie. "Zum Glück können ja ganz viele Menschen geheilt werden." In der Kinderkrankenpflege sei die Situation meist eine andere, sagen Franziska und Ulrike. Hier gehe es neben dem medizinisch Notwendigen auch darum, den Kindern den Aufenthalt im Krankenhaus möglichst angenehm zu gestalten.
"Wir möchten, dass alle an der Ausbildung Beteiligten durch Offenheit und regelmäßige Anstöße innerlich wachsen und die Fragen nach Leid und Krankheit, Lebenssinn und Sterben immer wieder neu zu beantworten suchen", sagt Diplom-Medizin-Pädagogin Schwester M. Roswitha Krömer, Leiterin der Krankenpflegeschule. "Wichtig ist, dass die Auszubildenden lernen, jeden Menschen in seiner Individualität zu sehen und ihm eine situationsgerechte und ganzheitliche Pflege zuteil werden zu lassen." Dozent Herbert Schmeja ergänzt: "Unsere jungen Leute müssen eine gewisse Harmonie von geistigen und praktischen Fähigkeiten mitbringen, um für den Pflegeberuf geeignet zu sein." Schließlich sei der Lern-stoff umfangreich und müsse mit Interesse aufgenommen werden. Aber auch die seelischen Qualitäten seien in diesem Beruf wichtig, so der Ausbilder. "Es gehört schon ein Stück Berufung dazu. Als Job hält man diesen Beruf nicht aus." Für sehr wichtig halten Schwester M. Roswitha und Herbert Schmeja auch den partnerschaftlichen Umgang zwischen Azubis und Lehrenden. "Man kann von den jungen Leuten nicht verlangen, dass sie liebevoll mit den Patienten umgehen, wenn sie es selbst nicht in ihrer Ausbildung erfahren."
Religionsunterricht ist für alle Schülerinnen und Schüler verbindlich. "Egal, ob sie katholisch, evangelisch oder -wie viele der jungen Leute -ungetauft sind, alle nehmen am Unterricht teil", sagt Akademiedirektor Pfarrer Hans-Joachim Marchio, der gemeinsam mit Schulseelsorger Christoph Kunz und Diplom-Theologin Karin Dierkes in den sechs Klassen den Unterricht erteilt. Sogar ein muslimischer junger Mann sei dabei.
"Ohne Seelsorge kann man heute nicht heilen", begründet Diplom-Medizin-Pädagoge Herbert Schmeja den auch therapeutischen Aspekt des christlichen Glaubens. Für Ulrike, die aus der katholischen Gemeinde in Ballenstedt stammt, "greift alles ineinander. In den meisten Fächern spielt die christliche Sicht vom Menschen eine Rolle", sagt sie. Mit zur Ausbildung gehört es, dass Feste des Kirchenjahres begangen und die Patienten mit einbezogen werden. Am Fest "Heilige Dreikönige" zum Beispiel gehen die Azubis über die Stationen und bringen den Patienten kleine Gaben. "Die Schülerinnen sind immer ganz gerührt, was sich bei diesen Begegnungen an Gesprächen ergibt", sagt Schwester M. Roswitha.
Dass die Ausbildung in Halle gut ist, wird nicht zuletzt daran deutlich, dass Absolventinnen in vielen westdeutschen, aber auch in Kliniken anderer Länder Europas im Krankenpflegedienst stehen -Anreiz für die Azubis, einmal selbst auf "Lehr- und Wanderjahre" zu gehen.
Ausbildungsbeginn ist jeweils am 1. September. Bewerbungen werden das ganz Jahr entgegengenommen und entsprechend des Eingangs berücksichtigt. Voraussetzungen: ein guter Realschulabschluss oder Abitur, Mindestalter 17 Jahre; Infos: Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara, Schulleiterin Diplom-Medizin-Pädagogin Schwester M. Roswitha Krömer, Mauerstraße 5, 06110 Halle, Postanschrift: PF 200254, 06003 Halle, Tel. (03 45) 2 13 40 80.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 22.11.2001