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Bistum Dresden-Meißen

Vertrauen bringt Frieden

Ökumenischer Gottesdienst

Christen aus Dresden trafen sich in der Kreuzkirche der Elbestadt um an den Beginn des Zweiten Weltkrieges zu erinnern. Ansgar Ullrich beschreibt seine Eindrücke dieses Tages:

Am 1. September 1999 jährte sich der Beginn des Zweiten Weltkrieges zum 60. Male. Die Ereignisse von damals haben ihre Wunden hinterlassen in den Menschen und Städten. Wie nah dieses Gefühl ist und wie schrecklich die Tatsache, dass dies nicht der letzte Krieg war, ist mir auf dem Weg zum ökumenischen Gedenkgottesdienst in der Dresdner Kreuzkirche wieder neu bewusst geworden: Ich traf ein Mädchen aus einer Stadt in Bosnien. Ihre Eltern wurden Opfer des dortigen Krieges, sie selbst versteckte sich drei Jahre lang in einem Keller und ist dann allein nach Deutschland geflüchtet. Jetzt lebt sie bei ihrer Schwester in Dresden, ringt um die Duldung, ein Zuhause in Bosnien gibt es für sie nicht mehr. Wie viele Menschen standen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vor einer ähnlichen Situation, wie viele haben den Krieg nicht überlebt?

Vor 60 Jahren begann mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg, nahm der Größenwahn einer Nation seinen Anfang, der unendliches Leid über viele Länder brachte und Millionen Menschen das Leben kostete. Eine Ideologie der Stärke und des Hasses regierte dieses Land, und die Menschen konnten sich ihrer nicht erwehren. In den Fürbitten des Gedenkgottesdienstes wurde die Hand eindringlich in die Wunde gelegt. "Das deutsche Volk hat schwere Schuld auf sich geladen, weil es nicht auf die Einhaltung des göttlichen Gebotes ‘Du sollst nicht töten!’ gedrängt hat". Auch die Selbstkritik der Kirchen wurde hier sehr deutlich. Sie hätten Schuld auf sich geladen, weil sie ihre Anhänger nicht zum geschlossenen Widerstand gegen das System aufgerufen haben und speziell mit Blick auf den Holocaust hieß es weiter: "Die Kirchen haben gesündigt, weil sie durch jahrhundertelangen latenten Antisemitismus den geistigen Boden für die Judenverfolgung der Nazis bereitet haben." Verwiesen sei hier auch auf das gemeinsame Wort der Kirchen zu diesem Gedenktag, das bereits hier im Tag des Herrn zu lesen war. In seiner eindrucksvollen Predigt ging der polnische Dekan Artur Przybyl aus Gostyn auf den Gedanken der Obrigkeitshörigkeit ein. Gehorsam und Pflichterfüllung allein seien nichts Gutes, sondern nur dann, wenn sie einem guten Zweck dienten und sich dem Willen Gottes unterordneten. Er endete mit dem Wunsch, "dass es nie mehr neue Gräber des Krieges und des Völkermordes gibt, sondern immer nur solche Begegnungen der Freundlichkeit, der Herzlichkeit und des gemeinsamen Strebens nach Frieden". In dieser Hoffnung gingen die gut 300 Teilnehmer des Gottesdienstes dann auch auseinander. Ein Teil von ihnen versammelte sich im Anschluss zu einem Gesprächsabend im Gemeindehaus der Kreuzkirche. Pfarrer Herbert Froehlich von Pax Christi sprach hier über Friedensfachdienste und zivile Konfliktberatung. Junge Dresdner von der Aktion Sühnezeichen-Friedensdienste stellten verschiedene Projekte vor, und es blieb der Aufruf dieses Abends zur Mitarbeit. Wer anderen Menschen hilft, schafft Vertrauen, wer Vertrauen schafft, bringt Frieden

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 38 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.09.1999

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