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Bistum Magdeburg

Bistum sieht freie Schulen in Gefahr

Bildung

Magdeburg (tdh) - Das Bistum Magdeburg hat die von Sachsen-Anhalts Landesregierung geplante Kürzung der Zuschüsse für Schulen in freier Trägerschaft scharf kritisiert. Die beabsichtigte Reduzierung der Personalkostenerstattung von 90 auf 80 Prozent und die Halbierung des Sachkostenzuschusses sei "ein Angriff auf wesentliche Ziele und Inhalte des Schulkonzepts und eine finanzielle Gefährdung der Existenz" von Schulen in freier Trägerschaft, sagte der Hauptabteilungsleiter Schule/Hochschule im Bischöflichen Ordinariat, Dietmar Gotzhein, vergangene Woche vor Journalisten in Magdeburg. Die daraus resultierende Verdoppelung der Kosten könne weder vom Schulträger aufgebracht noch über die Erhebung von Schulgeld sozial verträglich aufgefangen werden

Gotzhein unterstrich, die freien Schulen würden von Kindern aus allen sozialen Schichten besucht. Daher sei die Empfehlung des Kultusministeriums, künftig ein nach dem Familieneinkommen gestaffeltes Schulgeld zu erheben, ein "unbrauchbares Rezept"

Bislang erhebe das Bistum "ganz bewusst" aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit keine solche Abgabe. Die geplante Senkung der öffentlichen Zuschüsse sei ein Versuch, die "wachsende Vielfalt in der Bildungs- und Schullandschaft" des Landes zu beschneiden, kritisierte Gotzhein. Mit diesen Kürzungen würde die staatliche Finanzhilfe in Sachsen-Anhalt die letzte Stelle im Vergleich der neuen Bundesländer einnehmen

Die Schulen in freier Trägerschaft seien jedoch als Alternative zu den Regelschulen von den Eltern gewünscht. Allein das katholische Elisabeth-Gymnasium in Halle habe für seine 118 Plätze zum neuen Schuljahr 400 Anmeldungen verzeichnet. Auch spare die öffentliche Hand bei Schulen in freier Trägerschaft bereits jetzt erhebliche Mittel ein, da diese neben einem Anteil an den Sachkosten über zehn Prozent der Personalkosten übernehmen müssten. Bereits im Vorjahr seien den Schülern durch die weitgehende Streichung der Fahrtkostenerstattung zusätzliche Kosten aufgebürdet worden. So wende das Bistum Magdeburg derzeit 11,5 Prozent der Kirchensteuereinnahmen für den Unterhalt seiner Schulen auf

Gotzhein kündigte weitere Gespräche mit dem Kultusminis-terium an. Zugleich appellierte er an die Landtagsabgeordneten, sich für die Beibehaltung der bisherigen Ersatzschulfinanzierung einzusetzen. Das Bistum Magdeburg unterhält in Sachsen-Anhalt gegenwärtig fünf Schulen in freier Trägerschaft. Dazu gehören drei Gymnasien in Dessau, Magdeburg und Halle, eine Berufsfachschule für Sozialpflege sowie eine Grundschule, die von insgesamt 2 200 Kindern und Jugendlichen besucht werden. Die katholische Kirche ist damit der größte Schulträger in Sachsen-Anhalt

Ähnlich wie Gotzhein hatten sich bereits im Sommer unmittelbar nach Bekanntwerden der Kürzungspläne der Schulleiter des ökumenischen Domgymnasiums, Winfried Willems, und der evangelische Bischof von Magdeburg, Axel Noack, geäußert. Noack zeigte sich in einem Beitrag in der Tageszeitung ,Magdeburger Volksstimme‘ besorgt um den Erhalt von Schulen in freier Trägerschaft. Es wäre schlimm, wenn nur noch "die besser Betuchten" ihre Kinder in eine freie Schule schicken könnten, hatte er gesagt

Er sieht die freien Schulen als "einen Tupfer" in der Schullandschaft. Zudem bildeten sie für die anderen Schulen einen "Ansporn", weil sie eine Konkurrenz darstellten

Noack hatte unterstrichen, die Schule sei das Stabilste, was aus DDR-Zeiten noch Bestand habe. Viele Schulen seien in den vergangenen Jahren geschlossen und ihre Lehrer umgesetzt worden. Dadurch seien keine neuen Lehrer "ins Geschäft gekommen". Während die Industrie "völlig umgekrempelt" und selbst die Hochschulen "durchmischt" wurden, seien die Schulen "noch relativ DDR-stabil"

Mit Blick auf die von der PDS tolerierte SPD-Minderheitsregierung in Sachsen-Anhalt hatte der Bischof hinzugefügt, die PDS habe "gar kein" und die SPD nur ein "gelindes Verständnis" für die freien Schulen

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 38 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.09.1999

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