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Bistum Erfurt

Die eigene Situation ändern wollen

Schuldnerberatung

Erfurt (per) - "So sieht es oft aus, wenn ein Klient bei mir ist", sagt Gabriele Dietz, und weist auf den Tisch in der Mitte ihres Beratungszimmers. Der ist mit Schriftstücken übersät: Rechnungen, Mahnungen, Inkassobescheide, Briefe. Gerade war eine Klientin zur Beratung da. Nun sortiert Frau Dietz die Unterlagen in eine Mappe

Gabriele Dietz ist Schuldnerberaterin in der Erfurter Caritas-Regionalstelle. Zu ihr kommen Frauen und Männer fast jeden Alters und aus unterschiedlichsten sozialen Schichten. "Die Menschen, die zu mir kommen, sind zwischen 19 und 75 Jahren alt" sagt Frau Dietz. "Manche von ihnen betreue ich schon über mehrere Jahre." Ursachen für Verschuldung gebe es viele, erzählt Frau Dietz: "schlechte Haushaltsführung, Dauerarbeitslosigkeit, Alkohlsucht". Nicht immer sei es eigenes Verschulden, in eine solche Situation zu kommen. Eine Frau zum Beispiel habe nach dem Tod ihres Ehepartners feststellen müssen, daß ihr Mann hoch verschuldet war. In einem anderen Fall hätte eine Ehepaar für den Bau eines Hauses einen Kredit aufgenommen. Beide Ehepartner wurden arbeitslos und konnten den Kredit nicht mehr zurückzahlen

Vor allem ältere Menschen seien in der Gefahr, auf Angebote der Werbung hereinzufallen, so die Schuldenberaterin weiter. So habe einer ihrer Klienten, ein alleinstehender 74 Jahre alter Mann die Manie, vieles von dem zu bestellen, was per Post in der Werbung angeboten wird. Aber auch junge Frauen, die merken, daß sie die Übersicht über die Familienfinanzen verloren haben, kämen in die Beratung, sagt Frau Dietz. Zudem schicke die Abteilung Wohnungshilfe bei der Stadt Erfurt Menschen zu ihr, denen die Zwangsräumung ihrer Wohnung drohe

"Am gravierendsten sind Mietschulden sowie Schulden für Energie und Wasser", sagt Frau Dietz. Deshalb setzt sie viel daran, gerade Schulden für diese lebensnotwendigen Dinge zuerst zu begleichen, um Wohnungsverlust und die Sperrung von Energie und Wasser zu verhindern. Bei einer ersten Zusammenkunft hört die Schuldnerberaterin der Klientin oder dem Klienten zunächst einmal nur zu. Mitgebrachte Rechungen werden nicht angeschaut. Die Papiere zu ordnen ist dann ",Hausaufgabe' der Ratsuchenden". Zudem müssen sie zu Hause zusammenstellen: Was brauche ich pro Woche für mein tägliches Leben? Welche regelmäßigen Kosten und welche Raten habe ich zu zahlen? "Voraussetzung dafür ist", so Frau Dietz, "dass die Schuldner begreifen, dass ich ihnen die Schulden nicht abnehmen kann, sondern sie selbst bereit sein müssen, ihre Situation zu ändern."

In weiteren Sitzungen werden dann gemeinsam die Unterlagen durchgeschaut, existentielle Schulden wie Miete und Strom herausgesucht, monatliche Einnahmen und Ausgaben verglichen. Ziel ist es, den Schuldenberg auf möglichst wenige Gläubiger zu reduzieren. Ist der Hilfesuchende bemüht, durch eigene Aktivitäten wirklich von seinen Schulden herunter zu kommen, tritt Frau Dietz mit den Gläubigern in Kontakt und versucht mit ihnen eine Stundung oder gar einen Schuldennachlass auszuhandeln

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 03.10.1999

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