Dieser Weg ist jetzt versperrt
Schwangerenkonfliktberatung
Erfurt (mh) - Der Erfurter Bischof Joachim Wanke hat noch nicht definitiv entschieden, wie die katholische Schwangerschaftskonfliktberatung in seinem Bistum künftig geregelt wird. In der vergangenen Woche sagte Wanke, er habe noch Überlegungs- und Gesprächsbedarf "nicht zuletzt mit dem Papst". Beraten wolle er sich auch mit den Mitarbeitern im Bistum und der Landesregierung. Auf Dauer werde er aber dem Wunsch des Papstes folgen. Durch die "Fixierung auf den Beratungsschein und seine Hochstilisierung zur ,Tötungslizenz'" sei jetzt ein Weg versperrt. "Wir müssen sehen, wie wir weiterkommen."
Bischof Wanke betonte, er habe den Wunsch des Papstes mit Respekt zur Kenntnis genommen und widersprach Spekulationen, er wolle in dieser Frage "mit Rom brechen". Zusammen mit anderen Bischöfen wolle er aber den bevorstehenden Ad-limina-Besuch beim Papst nutzen, ihm noch einmal die Situation in Deutschland darzustellen. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir in Rom immer richtig verstanden worden sind."
Bischof Wanke verwehrte sich gegen Vorwürfe - auch in der innerkirchlichen Diskussion -, die "mich und meine Beraterinnen in die Nähe der Mithilfe zur Tötung gerückt haben". Es sei wichtig, dass "wir uns innerhalb der Kirche jetzt nicht verketzern"
Zu Initiativen katholischer Laien, die durch Vereine und Stiftungen die Schwangerschaftskonfliktberatung fortsetzen wollen, könne er sich noch nicht äußern, weil er darüber noch zu wenig wisse
Der Caritasdirektor des Bistums, Bruno Heller, unterstrich, dass sich die bisherige Arbeit in der Schwangerschaftskonfliktberatung gelohnt habe. Bundesweit seien so jährlich etwa 5000 Kinder geboren worden, deren Mütter vorher eigentlich abtreiben wollten. Er hoffe, dass auch künftig die Frauen in Konflikten zu den katholischen Beratungsstellen kämen. Bis zur endgültigen Entscheidung werde die Arbeit wie bisher fortgesetzt
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 03.10.1999