In neuem Glanz
Unterwegs in Rom (1)
Der Petersdom gehört wohl zum Pflichtprogramm jedes Rombesuchers. Rechtzeitig vor Beginn des Heiligen Jahres ist jetzt die "Jahrhundert-Restaurierung" am Äußeren der Kirche beendet worden: Die Fassade der alten Basilika erstrahlt in neuem Glanz
Zweieinhalb Jahre dauerte die Restaurierung der 110 Meter breiten und 60 Meter hohen Kirchenfront. Mit 7000 Quadratmetern ist die Fläche größer als ein Fußballfeld. Zehn Millionen Mark hat das Projekt gekostet. Moderne Technik (Röntgenstrahlen, Ultraschall und Geo-Radar) ermöglichten das Aufspüren von Schäden in bis zu drei Metern Tiefe. Anschließend erfolgte die Reinigung vom Schmutz der Jahrhunderte. Die Stu- ckateure nahmen 50 000 Ausbesserungen vor: Risse und Brüche wurden verklebt, Fehlstellen ergänzt, wobei die Farbmischung des Mörtels das Hauptproblem war
Um diese Farben ist inzwischen eine Diskussion entbrannt. Bislang war die Kirchenfront schmutziggrau, jetzt zieren sie unterschiedliche Farbtöne. Die hellen Säulen heben sich vor einem ockerfarbenen Hintergrund ab. Und rund um die Loggia, von der der Papst den Segen "Urbi et orbi" spendet, finden sich rote und grüne Flächen. Kritiker sprechen von historischer Fälschung. Die Farben seien original, sie seien bei der Reinigung unter den Schmutzschichten zu Tage getreten, verteidigt die vatikanische Dombauhütte. Ungeachtet dessen - für den Chef der Dombauhütte, Kardinal Virgilio Noe, sind der Petersplatz und die Front des Petersdomes eine "würdige Visitenkarte" für die Millionen Besucher, die zum Heiligen Jahr erwartet werden
Wissenswertes über St. Peter: An der Stelle des heutigen Petersdomes errichteten bereits die ersten Christen in Rom eine Kapelle. Im Jahr 324 begannen auf Wunsch von Kaiser Konstantin die Bauarbeiten für eine große Kirche. Sie war fünfschiffig, hatte eine Säulenvorhalle und ein Mosaik zierte die Fassade. Wiederholte Erdsenkungen verursachten schwere Schäden, so dass der Bau im 15. Jahrhundert abgerissen wurde. In den folgenden über 100 Jahren wurde die heutige Kirche von verschiedenen Baumeistern, darunter Raffael und Michelangelo, errichtet
Sehenswertes in St. Peter:
- Der 186 Meter lange Innenraum bietet Platz für bis zu 60 000 Menschen.
- Die Heilige Pforte - eines der fünf Eingangsportale - wird nur in den Heiligen Jahren geöffnet.
- Unter dem Papstaltar befindet sich das Grab des heiligen Petrus.
- 537 Stufen führen hinauf zu der von Michelangelo konstruierten Kuppel.
- Michelangelos Pieta
- Sacra Grotte Vaticane
- Papstgrabmäler
tdh / kna
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 10.10.1999