Einst kostbarer als Gold
Reliquien
Erfurt (hb / tdh) - Das Erfurter Angermuseum präsentiert in diesen Tagen die Ausstellung "L'Oro di Siena - Das Gold der Stadt Siena". Gezeigt wird der Schatz des berühmten Spitals Santa Maria della Sacra, das seit fast einem Jahrtausend zur Geschichte der toskanischen Stadt gehört. Früher diente es als wichtige Herberge auf einem der großen europäischen Pilgerwege nach Rom. Heute ist es das städtische Kulturzentrum. Die jetzt in Erfurt gezeigten 42 Gold- und Silberschmiedearbeiten gehören zu den bedeutendsten Gegenständen figurativer und dekorativer Kunst des elften bis 18. Jahrhunderts
Herausragende Exponate sind zehn Reliquiare, die ein venezianischer Händler 1359 aus dem Besitz des byzantinischen Kaisers Johannes VI. Kantakuzenos erworben hat. Zu den Besonderheiten dieser Gruppe gehört ein Lektionar aus der Zeit um 1100, das durch einen kostbaren Einband aus vergoldetem Silber und Email in Zellenschmelztechnik mit vielen figürlichen Szenen und ornamentalen Schmuckelementen geschützt wird
Tafelreliquiare, Medaillons, Reliquienkreue und Reliquienbehälter zeugen vom Glanz byzantinischer Goldschmiedekunst. In der Ausstellung ist ein vergoldetes silbernes Turmreliquiar, in dem der "heilige Nagel", der die linke Hand Christi durchbohrt haben soll, zu sehen. Vor einem reich verzierten, mit gläsernen Wänden versehenen geschweiften, kastenförmigen Behälter hält der Besucher inne und wirft einen Blick auf eine Marien-Reliquie (Mantel, Haube und Gürtel der Gottesmutter)
Gezeigt werden im Angermuseum außerdem Zeugnisse sienesischer und römischer Goldschmiedekunst: Turm- und Armreliquiare der Gotik, Büstenreliquiare der Renaissance und prunkvolle barocke Gefäße sowie kunstvoll gestaltete Kelche aus dem 17. und 18. Jahrhundert
Die Ausstellung ist noch
bis zum 31. Oktober
Dienstag bis Sonntag
10 bis 18 Uhr geöffnet. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen (32 Seiten,
21 Farbabbildungen,
Preis 9,80 Mark)
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 17.10.1999