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Bistum Görlitz

90 Jahre katholische Kirche

Klettwitz

Klettwitz - Am 17. Oktober feiert die Herz-Jesu-Gemeinde Klettwitz das 90-jährige Bestehen ihrer Pfarrkirche. Seit 13 Jahren gibt es in der Gemeinde vor Ort keinen Priester mehr. "Wie kann eine Gemeinde 13 Jahre lang ohne Priester auskommen?" - Dazu stellten einige Gemeindemitglieder ihre Äußerungen aus den letzten Jahren zusammen und brachten sie in Dialogform zu Papier

Bruno M.: Das kann sie eben nicht. Ich spiele zwar Trompete, sitze seit vielen Jahren immer in der letzten Kirchenbank, aber ich würde mir eher die Zunge abbeißen, als mich da vorne hinstellen und predigen

Christel K.: Das kann sie eben doch. Wisst ihr noch, wie wir auf die Dörfer gezogen sind, mit den Leuten Wohnungssegnung gehalten haben, obwohl wir uns das vorher gar nicht vorstellen konnten. Denn seit 1907 war immer ein Pfarrer hier. Sogar mehrere Kapläne. Und heute feiern wir das 90-Jährige einer Kirche der Niederlausitz, die sich wirklich sehen lassen kann

Eduard J.: Vielleicht ist das eine Frage des Geldes. Bezahlen konnten wir einen Priester immer. Einen Großteil der Renovation haben wir auch selber aufgebracht. Außerdem mit der Hilfe des Bonifatiusvereins und des Ordinariates. Aber die "Schmiere" allein macht doch noch kein Pfarrleben aus. Wenn wir auch Ministranten haben. In drei Generationen sogar am Altar

Heribert S.: Ich habe euch damals gesagt, ich würde auch vorbeten und die heilige Kommunion austeilen, wenn mich der Bischof sendet. Genau wie Käthe, unsere erste Diakonatshelferin. Für mich ist es manchmal die Frage: Nehmt ihr mich auch an?!

Felix N.: Lieber würde ich das Missionskreuz renovieren oder die Glockenanlage, mit Eberhard zusammen. Aber predigen?

Viktoria S.: Es geht nicht ums Predigen. Es geht um den Zusammenhalt. Denkt mal an die Kinderwoche: Da haben wir gebetet und gesungen, Theater gespielt und getanzt. Wir durften sogar in dem Pfarrhaus übernachten. Ich weiß nicht, ob das alles ginge, wenn die Pfarrwohnung besetzt wäre

Siegfried P.: Ab und zu treffen sich die Kirchenvorsteher mit den Nachbargemeinden. Das ist ziemlich schwierig, weil es um eigenes Vermögen geht. Als Pfarrgemeinderat habt ihr es da leichter: Ihr plant die Seelsorge gemeinsam mit Schwarzheide und Ruhland seit über 13 Jahren

Rosa R.: Wie viele Kranke und Alte wurden besucht von den stillen Helfern. Und kein Geburtstag wurde vergessen. Das fällt uns nicht leicht. Werden die Jüngeren das auch so können wie wir Älteren, die wir unser Kreuz hingehalten haben?

Margot S.: Zum Helfer muss man geboren sein. Da kannst du niemanden verpflichten. Ich musste mich in diese Gemeinde auch erst hereinfinden. Aber ich glaube, sie nimmt mich an. Und wenn ich eine Küstervertretung suche ..

Brigitte N.: Wisst ihr noch, wie das früher war: Die ganze Straße war katholisch. Und die Herrenmühle nannte sich "Klein-Warschau". Da wurde oft polnisch gesprochen

Schade, dass die Kohle weggeht. Und damit die Arbeiter, auch Katholiken

Felix N.: Aber die Kirche ist doch geblieben. Die Orgel, die Glocken, ein kleiner Chor

Martina K.: Das ist gar nicht so einfach, das alles zu erhalten. Mit Schwarzheide oder mit den Evangelischen zusammen schaffen wir das. Wir haben ja auch Sonntagsgottesdienste gefeiert, bei denen wir alles selber machen mussten

Pfarrer P.: Wie andere Diaspora-Gemeinden auch. Ich bin glücklich, dass die sogenannte Kooperation, also die Priester des Nordteils des Dekanates, sich fast zehn Jahre um diese Gemeinde gekümmert haben. Und ebenso, dass nun, wo die Pries-ter älter geworden sind, die Gemeinde von selbst tut, was notwendig ist

Das erfordert manchmal ein Zurechtstreiten. Ein Zurechtstreiten auch mit mir, dem zuständigen Pfarrer aus Schwarzheide. Aber es zeigt, wie die Herz-Jesu-Gemeinde nach 90 Jahren sehr lebendig ist

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 41 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 17.10.1999

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