Bischof Braun zum 80. Geburtstag
Jubiläum
Altbischof Johannes Braun wird am 28. Oktober 80 Jahre. Jede Zeit hat ihre Menschen, aber jeder Mensch hat auch seine Zeit. Zu seiner Zeit kann es geschehen, dass er wie ein guter Engel am Weg steht
Viele Magdeburger Katholiken denken an Bischof Braun und gratulieren ihm zu seinem 80. Geburtstag. 42 Jahre (1948 bis1990) seines Lebens hat er als Priester in unserem Land gewirkt. Davon 20 Jahre als Bischof. Dafür danken wir ihm. Seine Sorge galt den Gemeinden. Deshalb hat er sich bietende Möglichkeiten genutzt und neue Kirchen- und Gemeindezentren errichtet. Als Rektor des Norbertinums in Magdeburg von 1952 bis 1970 bleibt er vielen in unvergesslicher Erinnerung. 1971 wurde er Protektor des Bischöflichen Werkes "Not in der Welt". In besonderer Weise hat Bischof Braun in die Öffentlichkeit der damaligen DDR mit seinem mutigen Brief hineingewirkt. Er hat die Leere erlitten, wenn in einer Gesellschaftsordnung Gott nicht mehr vorkommt. Um so mehr fordert darum die Geschichte in ihren Umständen und Zuständen heraus. Nach seinem Gottesverständnis macht Gott widerstandsfähig gegenüber unmenschlichen Strukturen. Wenn das Menschenbild nicht stimmt, wird der Mensch klein gemacht und seine Würde wird beschädigt
Am 20. September 1989 hat er sich eingemischt. In seinem Hirtenbrief schreibt er damals: "Es macht mich betroffen, dass auf die meisten Fragen (der Menschen) staatlicherseits keine Antworten gegeben werden. Solche Fragen lauten: Warum dürfen wir nicht in das Land reisen, in welches wir reisen möchten? Warum zahlt sich Leistung bei uns so wenig aus? Warum traut man uns keine Privatinitiative zu? Warum gibt es bei uns mehrere Parteien, wenn doch nur die eine Recht hat? Warum ist man in Politik und Wirtschaft nicht bereit, Fehler zuzugeben und aus ihnen zu lernen? Warum gibt es so viele Erfolgsmeldungen in Presse und Rundfunk auf dem Gebiet der Wirtschaft, die kein Fundament in der Sache haben? Angesichts so vieler Fragen und so vieler schuldig gebliebener Antworten ist es zu erklären, dass manche positive Anliegen unglaubwürdig werden: Die Feststellung, dass es hier soziale Sicherheit gibt. Die Feststellung, dass auf dem Gebiet der Kunst, der Kultur, der Wissenschaft viele gute, nennenswerte und erfreuliche Leistungen vollbracht werden. All das geht unter, weil Bürger in der Realtität ganz andere Erfahrungen machen. Dazu kommen die alltäglichen Probleme."
Bei dieser "Nachlese" ist es wichtig, auf das Datum zu achten, an dem dieser Brief geschrieben worden ist. Die Geschichte hat die kühnsten Erwartungen von damals längst überrollt. Es ist das geschehen, was viele als ein "Wunder" bezeichnen. Die zitierten Zeilen des Briefes lassen sich aber als eine Ermutigung verstehen, sich eben nicht abzufinden mit dem, was ist und wie es ist - und das macht uns auch heute noch betroffen
Bischof Johannes Braun, ein Mann, ein Bischof, der die Kirche liebt - der seine Kirche liebt. Ein Gefährte, der zu glauben versucht auf seinem Wege und auf seine Art
"Kein Papier, kein Denksys-tem begreift den Menschen. Gerecht wird ihm nur, redlich begegnet ihm nur ein anderer Mensch, der sich ihm als Du stellt." (Gabriel Marcel)
Gott vergelte Bischof Braun alles Gute und segne seine Jahre.
Theodor Steinhoff
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 24.10.1999