Campo Santo Teutonico
Unterwegs in Rom (2)
Nur die wenigsten Besucher der Peterskirche wissen, dass knapp 50 Meter von der berühmten Basilika entfernt, hinter den Mauern versteckt, ein "deutscher Friedhof" liegt: der Campo Santo Teutonico. Damit verbunden sind eine traditionsreiche Erzbruderschaft, eine Kirche, ein Kolleg. Der Gottesacker (den man besichtigen kann) und diese Einrichtungen legen Zeugnis ab für die große, fast magische Anziehungskraft, die Rom und der Vatikan seit dem Mittelalter auf unzählige "Nordlichter" ausübten, konkret: auf Katholiken aus dem deutschen und niederländischen Kulturraum
Albrecht Weiland, der diese älteste deutsche Nationalstiftung in Rom ausführlich beschrieben hat, betont zu Recht: "Durch seine Lage, seine Geschichte und seinen reichen Denkmälerbestand gehört der Campo Santo Teutonico zu den herausragenden Beispielen europäischer Friedhöfe und stellt ein wichtiges Kulturdenkmal dar."
Entstanden ist diese deutsche Stiftung vor rund 1200 Jahren, als fränkische Pilger einen Friedhof samt Gotteshaus errichteten. Vielleicht wurde das Kirchlein von Karl dem Großen gegründet, der sich im Jahr 800 in der damaligen Peterskirche zum Kaiser krönen ließ. Friedhof und Kirche, Bruderschaft und Kolleg: Der Begriff Campo Santo Teutonico umfasst all dies. Im Laufe der Zeit haben unzählige Professoren und Studenten in dem katholischen Kolleg logiert. Was diese Stätte für sie war, bezeugte eine Inschrift im Treppenhaus: "Ein Schwalbennest im Riesendom, ein deutsches Heim im goldenen Rom."
Zugänglich ist der Campo Santo nur vom Vatikan aus. Durch ein eisernes Tor betritt man den Friedhof - eine gepflegte Idylle mit Palmen, Zypressen, Oleandern, alles überschatet von der mächtigen Kuppel des Petersdoms. Viele prominente Deutsch-Römer fanden hier ihre letzte Ruhestätte. So der Dichter Stefan Andres ("Wir sind Utopia"), der Archäologe Ludwig Curtius und Schwester Pasquälina Lehnert, die einflussreiche Haushälterin von Pius XII., dem deutschfreundlichen Pacelli-Papst. Wer hier das Grabrecht hat? Die Mitglieder der Erzbruderschaft, die Angehörigen etlicher Ordenshäuser deutschen Ursprungs sowie die beiden anderen deutschen Kollegien in Rom
Die schöne Kirche wurde in den siebziger Jahren restauriert, wobei sich an den Kosten auch die Bonner Regierung und die deutschen Diözesen beteiligten
Bernhard Hülsebusch
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 24.10.1999