Es geht an einem anderen Ort weiter
Oratorium
Dresden (fun) - Aufgelöst wird das Dresdner Oratorium nicht, betonen Helmut Geiger, Dr. Michael Ulrich und Dr. Siegfried Foelz. Auch wenn die drei Oratorianer von Dresden in das Bischof-Benno-Haus in Schmochtitz bei Bautzen gezogen sind, ist für sie noch lange nicht der Ruhestand angebrochen. "Wir haben lediglich einen anderen Wohnort. Und jetzt geht es hier weiter", erklärt Siegfried Foelz
Begonnen hat die Geschichte des Dresdner Oratoriums im Jahre 1961, als aufgrund eines Vorschlags des damaligen Bischofs Otto Spülbeck das Oratorium in Pirna gegründet wurde. Ein Oratorium - das erste wurde vom heiligen Philipp Neri gegründet - ist eine Gemeinschaft, die aus Laien und Priestern bestehen kann, die ein gemeinsames Leben ohne Gelübde und bindende Versprechen führen. Das Dresdner Oratorium bestand anfangs aus acht Mitgliedern, die ihre Arbeit bald von Pirna nach Dresden ausdehnten
Zehn Jahre nach der Gründung zog die Gemeinschaft in das Pfarrhaus der Gemeinde St. Hubertus im Dresdner Stadtteil Weißer Hirsch. "Da die Gemeinde sehr klein war, suchten wir uns weitere Aufgaben außerhalb der Pfarrseelsorge", sagt Michael Ulrich. Ganz besonders engagierte sich das Dresdner Oratorium im Caritasheim in Naun-dorf in der Sächsischen Schweiz. Der mittlerweile 74-jährige Helmut Geiger organisierte Familienfreizeiten, Meditationskurse, Kurse für Jugendliche und für Ehepaare kurz vor der Silberhochzeit, war aktiv in der Arbeit mit allein erziehenden Müttern, in der Ehepaar- und in der Kinderseelsorge sowie in der katechetischen Arbeit
Damit jedoch noch nicht ausgelastet, suchte er nach dem, was bisher in der Seelsorge vernachlässigt wurden: "Ich habe die Lücken gefunden und versucht dort vorzustoßen", sagt Geiger. Aus diesem Grund baute er in Naundorf die Arbeit mit geistig und körperlich behinderten Menschen auf. Bald war Geiger als Behindertenseelsorger weit über die Grenzen des Bistums bekannt. Für sein Engagement wurde ihm der Titel Geistlicher Rat verliehen
Da sich Helmut Geiger sehr stark auf die Behindertenseelsorge konzentrierte, übernahm der heute 66-jährige Siegfried Foelz die verschiedenen Freizeiten und Kurse in Naundorf. Daneben kümmerte er sich 17 Jahre lang um die Akademikerseelsorge, die sich im Laufe der Zeit und vor allem nach der Wiedervereinigung sehr stark veränderte. Sein Vorgänger als Akademikerseelsorger war Michael Ulrich: "Zu DDR-Zeiten boten wir vor allem Wochenenden für Akademiker an. Damals kamen Menschen mit den verschiedensten Berufen, denen es wichtig war, Fragen zu stellen: Fragen hinsichtlich der Vereinbarkeit ihres Berufes mit ihrem christlichen Standpunkt." Heute habe sich das vollkommen geändert. "Es sind neue Strukturen entstanden, neue Wege mussten gesucht werden", erklärt Siegfried Foelz. Die Akademien erfüllten diese Aufgabe heute - in ihrer Vielfältigkeit - besser, als die Akademikerseelsorge in ihren alten Strukturen
Michael Ulrich - ganz zu Anfang Studentenpfarrer - hatte vor genau 17 Jahren seine Arbeit als Akademikerseelsorger an Siegfried Foelz abgegeben. Grund dafür war, dass er Pfarrer der kleinen Dresdner Gemeinde St. Hubertus wurde. Neben seinen "offiziellen" Tätigkeiten suchte Michael Ulrich sich immer wieder andere Tätigkeitsfelder, eines davon war die ökumenische Arbeit: "Mein Ziel war die Förderung der Ökumene, beispielsweise durch den Aufbau von Kontakten zu evanglischen Pfarrern und konfessionsverschiedenen Ehepaaren." Auch Michael Ulrich wurde für dieses Engagement geehrt: Dem 71-Jährige wurde kürzlich ebenfalls der Titel Geistlicher Rat verliehen. Neben der Ökumene liegt Michael Ulrich auch die christlich-jüdische Zusammenarbeit am Herzen. Er ist Mitinitiator des Vereins, der sich für den Neubau der Synagoge in Dresden einsetzt
Jetzt fühlten sich die drei Geistlichen einfach zu alt, um weiter in Dresden zu wirken. "Hätten wir jüngere Nachfolger gefunden, wären wir hier geblieben", erklärt Michael Ulrich. Da dem jedoch nicht so ist, suchten sie mit Bischof Joachim Reinelt einen Weg, gemeinsam in den "Ruhestand" zu gehen. Sie entschieden sich für das Bischof-Benno-Haus in Schmochtitz. "Wir sind froh, dass wir gemeinsam umziehen und sind auf das gespannt, was uns dort erwartet", sagt Michael Ulrich. Auf jeden Fall - sind sich die drei Oratorianer einig - wollen sie im Bildungshaus mithelfen, Abende gestalten und Kursteilnehmern und Urlaubern für Gespräche zur Verfügung stehen
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 31.10.1999