Sie sammelt seit 55 Jahren für die Caritas
Vorgestellt
Greiz - Erst wenn sie wirklich nicht mehr kann, will Ursula Reil aufhören. Die kleine Frau, die mittlerweile 69 Jahre alt ist und schon zwei Schenkelhalsbrüche hinter sich hat, sammelt seit 55 Jahren zwei Mal im Jahr für die Caritas. Ihre Hartnäckigkeit, sich auch noch in ihrem Alter bei Wind und Wetter mit der Sammelbüchse auf die Greizer Brü-cke zu stellen, begründet Ursula Reil so: "Es ist doch für einen guten Zweck."
Mit 14 Jahren hat die gebürtige Greizerin in der kirchlichen Jugendgruppe mit dem Sammeln angefangen. "Damals waren wir noch über 30 Jugendliche, die sich engagiert haben. Wir haben uns abgewechselt. Jeder hat sich mal zwei Stunden mit der Büchse auf die Straße gestellt. Das hat uns Spaß gemacht." Am Anfang habe es zwar Überwindung gekostet, die Leute anzusprechen, aber mit der Zeit sei die Scheu verflogen
So wie früher sei es aber nicht mehr. In Greiz sammelt keine Pfarrjugend mehr für die Caritas. "Heute haben die jungen Leute ganz andere Interessen." Dennoch sei es ihr Wunsch, dass die Jugendlichen ihre Arbeit unterstützen könnten. Zwei Stunden seien ja keine lange Zeit. Und es lohne sich auch: "Beim letzten Mal habe ich über 1100 Mark für die Caritas gesammelt." Frau Reil ist stolz darauf, wenn sie nach Hause kommt und feststellt, dass einiges zusammen gekommen ist: "Am schönsten ist das Zählen", lacht sie. Es gibt aber auch negative Erlebnisse: "Wenn die Leute frech werden, dass mag ich nicht. Dann sollen sie doch lieber vorbeigehen und gar nichts sagen." Große Gruppen hat Ursula Reil auch nicht gern. "Da kann man keinen bewegen, ein Geldstück in die Büchse zu werfen." Ganz anders sei es da bei ein oder zwei Leuten. "Je weniger Gesellschaft, desto eher sind die Leute bereit, der Caritas etwas zu spenden." Doch Ursula Reil sammelt nicht nur, sie gibt auch gern Auskunft, wenn sich die Leute danach erkundigen, was die Caritas macht
Obwohl ihr das lange Stehen schwer fällt, Ursula Reil gibt nicht auf: "Es lässt mir einfach keine Ruhe. Das ist meine Aufgabe und die werde ich noch so lange machen, wie ich kann."
Katharina Funke
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 31.10.1999