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Bistum Erfurt

Europa braucht gemeinsame Werte

Elisabeth-Empfang des Bistums Erfurt

Ministerpräsident Vogel hielt eine Grußrede Erfurt (as) -Ein "tragendes Fundament von gemeinsamen Wertüberzeugungen" hat Bischof Joachim Wanke beim diesjährigen Elisabeth-Empfang des Bistums Erfurt am 22. November in der Bildungsstätte St. Martin gefordert. Der mittlerweile zur Tradition gewordene Empfang versammelte auch in diesem Jahr hochrangige Vertreter aus Politik, Verbänden, Gewerkschaften, des Gemeinde- und Städtebundes sowie der Bundeswehr und der Wirtschaft zu Gespräch und Austausch. Das Treffen fand zum neunten Mal statt.
Europa, so der Bischof, brauche heute mehr als eine "exzellente Wissenschaft und eine florierende Wirtschaft". Wanke: "Ich meine, dass die gegenwärtige geistige Stunde in Europa und auch bei uns in Deutschland durchaus offen ist für eine Neuanknüpfung an die alte Botschaft des christlichen Glaubens." Zwar gelten Säkularisation und Aufklärung immer noch als "Totengräber des Christentums", dennoch scheint es, als sei diesem mit der "Krise des Fortschrittsglaubens das Rückgrat" gebrochen worden. Der christliche Glaube müsse sich seiner eigenen Identität und seiner sinnstiftenden Kraft neu bewusst werden. "In einer immer schneller und tiefgreifender sich veränderten Welt, geht es um die Mobilisierung aller Kräfte, die zur Sicherung einer humanen Zukunft notwendig sind", sagte Bischof Wanke weiter.
An die Rolle der Kirchen während der Wende erinnerte Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) in seiner Grußansprache. "Erst mussten sich die Tore der Kirchen öffnen, bevor sich das Tor zur Freiheit öffnen konnte", sagte Vogel wörtlich. Angesichts zunehmender Angst und Unsicherheiten trügen die Kirchen nach wie vor einen wichtige Verantwortung in der Gesellschaft. Vogel: "Es gibt viele Menschen, die den Kirchen sehr fern stehen oder ihnen zumindest nicht angehören und es dennoch begrüßen, wenn sie sich zu dringenden und drängenden Problemen zu Wort melden."

Dies betonte auch Thüringens Landtagspräsidentin Christine Lieberknecht. Es seien mehrere Felder, auf denen die Kirchen zurzeit besonders gefragt sind. "Da geht es zunächst darum, mit der neuen Angst fertig zu werden und die erlebten Katastrophen zu verarbeiten", so Frau Lieberknecht.

Wichtig sei auch, so die Landtagspräsidentin, die "friedensethische Reflexion der Maßnahmen", die im Gefolge der Terroranschläge in New York und Wa-shington getroffen worden seien. "Kirchliches Reden soll und muss in dieser Situation jene, die entscheiden müssen, zu einem eigenständigen Urteil ermutigen und die Furcht vor dem Versagen mittragen", sagte Frau Lieberknecht. Die Kirchen dürften sich nicht neben und nicht über den stellen, der um eine Entscheidung ringt und dabei mit Wertkonflikten fertig werden muss.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 48 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 03.12.2001

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