Podiumsdiskussion zu Erwartungen und Problemen im Arbeitsalltag
Tag der katholischen Krankenpflegeschulen
Dresden (af) - Welchen Erwartungen und Problemen sind Schülerinnen und Schüler der Krankenpflegeschulen in ihrem täglichen Stationsdienst ausgesetzt? Welche Entscheidungen gilt es zu treffen, um der menschlichen Würde des Patienten gerecht zu werden und dabei auch den reibungslosen Betrieb eines Krankenhauses zu garantieren?
Auf dem Gemeinschaftstag der katholischen Krankenpflegeschulen Mitte Oktober im Haus der Kathedrale in Dresden wurde die Diskrepanz zwischen Erwartung und Wirklichkeit, wie sie Auszubildende am Anfang ihres Berufslebens im Pflegebereich erleben, bewusst artikuliert. Der Einladung der Veranstalter, Krankenhaus St.-Joseph- Stift und Caritasgemeinschaft für Pflege- und Sozialberufe, waren 90 Schülerinnen und Schüler der Pflegeausbildung gefolgt. Sie kamen aus den katholischen Krankenpflegeschulen der Bistümer Dresden-Meißen und Görlitz. Das St.-Elisabeth-Krankenhaus Leipzig, das St.-Carolus-Krankenhaus Görlitz und das St.-Joseph-Stift Dresden waren präsent. Mit Rollenspielen stellten die jungen Leute in überzeugender Weise dar, wie sie Alltagssituationen der Pflege im Spannungsfeld zwischen Ärzten, Angehörigen, Pflegepersonal und Patienten kritisch erleben und bewerten
In ihrem Grußwort wies Maria Ziegenfuß, Leiterin der diözesanen Caritas-Gemeinschaft und Initiatorin des Gemeinschaftstages, auf gute Gründe der Auseinandersetzung mit dem Thema menschenwürdige Pflege hin: Gemeinschaft statt Vereinzelung, Mitbestimmung statt Fremdbestimmung, Gestalten statt Verwalten, Aktion statt Resignation. Wenn durch staatliche Regelwerke wie beispielsweise Pflege in Minutenwerten Menschenwürde bedroht sei, stelle sich die Frage: Wie bleiben Patienten und Pflegepersonen Menschen?
In ihrem Referat zum Caritas-Jahresthema "Menschen würdig pflegen" griff Ursula Deinhart, Mitarbeiterin aus dem Lehrbereich der Caritas-Akademie für Pflegeberufe in Freiburg, die verschiedenen Erwartungshaltungen auf, denen junge Menschen zwischen Krankenpflegeschule und Stationsbetrieb eines Krankenhauses ausgesetzt sind. "Der Würde des Menschen Raum zu geben in einer pflegerischen Situation, die von Abhängigkeit gekennzeichnet ist", bezeichnete sie als die eigentliche Herausforderung, mit der Pflegekräfte täglich konfrontiert würden. Sie forderte die Pflegeschüler auf, die ihnen aufgetragenen Arbeiten "mit kritischem und wachem Sinn" nach ihrer ethischen und professionellen Begründbarkeit zu überprüfen und Anweisungen zu hinterfragen, die einen inneren Widerspruch in einem selbst auslösen. "Die Würde des Menschen zu wahren - das ist eine große Versprechung", betonte sie
In der sich anschließenden Podiumsdiskussion mit Pflegenden aus den Bereichen Krankenhaus, Altenpflegeheim und Sozialstation nutzten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich selbst engagiert ins Gespräch einzubringen
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 07.11.1999