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Fantasievoll zur Spiritualität führen

Fortbildung in Neuhausen: Wie lassen sie Jugendliche spirituell ansprechen

Religiöse Impulse für die Teilnehmer Neuhausen (chm/tdh) -Persönliche Glaubensüberzeugungen spielen bei Jugendlichen eine größere Rolle als dogmatische Glaubenssätze und kirchliche Lehre. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Shell-Jugendstudie. Erfahrungen, die diesen Trend bestätigen, haben auch viele Teilnehmer einer Fortbildung gemacht, die vom 18. bis 20. November in Neuhausen stattfand. Thema des Kurses für Haupt- und Ehrenamtliche, die sich in der Jugendarbeit engagieren, war die Spiritualität der heutigen Jugend.
"Bei den normalen Jugendstunden ist es schwer, Interesse für spirituelle Themen zu wecken", sagt Ingrid Schmidt, Dekanatsjugendreferentin aus Senftenberg. "Junge Leute wollen sich in der Freizeit treffen und Spaß haben." Das bedeute aber nicht, dass Jugendliche generell nicht für Spiritualität zu begeistern sind, sagt Frau Schmidt. Dies geschehe, wenn sie ihren Alltag verlassen können, eine gemeinsame Fahrt unternehmen oder einen Jugendgottesdienst gestalten. Hier entwickelten sie ihre Spiritualität. "Jugendliche müssen merken, dass der Glaube echt ist und etwas mit ihrem Leben zu tun hat", meint Ingrid Schmidt. Dieser Ansicht ist auch Kaplan Matthias Grzelka aus Görlitz. "Bei vielen Jugendlichen besteht eine tiefe Sehnsucht nach Spiritualität, sie können diese Sehnsucht oft nur nicht ausdrücken", so Grzelka. Es gelte, die jungen Menschen dort abzuholen, wo sie stehen. Bei den Sorgen in der Schule, in der Arbeitswelt oder den Schwierigkeiten in der Familie. Grzelka: "Sie wollen das Gespräch und suchen auch einen Gesprächspartner. Dieses Suchen ist letztlich spirituelles Tun."
Dekanatsjugendseelsorger Christoph Kliemank aus Lübben schließlich ist der Meinung, dass jemand den jungen Leuten erst einen Impuls geben und sie öffnen müsse, damit sie sich mit dem Glauben beschäftigen.

Um Möglichkeiten dafür zu finden, stand den Kursteilnehmern Pater Rupert Sarach vom Benediktinerkloster in Wechselburg als Gesprächspartner zur Seite. Er arbeitete im Kloster Ettal 17 Jahre lang als Lehrer und Erzieher mit Jugendlichen, die dort im Internat lebten.

Spiritualität ist für ihn ein sehr vager Begriff. Auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht, versteht er darunter eine geistliche Lebensform, eine gelebte Grundhaltung in der Hingabe an Gott und seine Sache. "Spiritualität hat etwas mit dem Heiligen Geist zu tun. Ihn müssen wir neu entdecken, denn ohne ihn läuft nichts", sagte Sarach und fügte an: "Gehen Sie in der Bibel auf die Suche nach dem Heiligen Geist und lassen Sie die Jugendlichen ihn selbst entdecken." Dazu biete sich vor allem die Apostelgeschichte an.

Wer junge Leute in eine religiöse Grundstimmung bringen wolle, dürfe allerdings nicht mit der Tür ins Haus fallen, sagte Sarach. Es sei notwendig, den spirituellen Stoff mit spielerischen Mitteln einzupacken, zum Beispiel in Form eines Bibelquizes. Sehr empfänglich sind Jugendliche nach Sarachs Einschätzung auch für sprachliche Bilder und Gleichnisse. "Die Themen müssen jedenfalls so inszeniert werden, dass etwas haften bleibt. Da ist sehr viel Fantasie gefragt", meinte er. Es sei ebenso möglich, die Bibel als literarisches Werk zu vermitteln, in dem sich -wie in anderen Büchern -das eigene Leben wiederfinden lasse.

Lasse sich eine Gruppe überhaupt nicht auf ein Thema ein, müsse der Verantwortliche immer noch etwas anderes in der Hinterhand haben. "Zwar sind Erfolge nicht immer gleich sichtbar, die spirituelle Vorhofarbeit ist jedoch äußerst wichtig", sagte Sarach, "denn auch bei zunächst uninteressierten Jugendlichen kann später daraus etwas erwachsen, womit wir nie gerechnet hätten". Sarach bestätigt die Erfahrung der Seelsorger, dass Jugendliche Spiritualität bei gemeinsamen Fahrten, in der Stille, im Chorsingen oder in persönlichen Glaubensgesprächen mit Freunden entwickeln.

Noch etwas wurde während des dreitägigen Kurses deutlich: "Die Grundlage für eine gute Jugendarbeit", bemerkte Sarach, "ist das eigene Erfülltsein von Spiritualität." Nur daraus könne sich ein überzeugtes Christsein entwickeln, an dem sich junge Menschen orientieren könnten.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 48 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 03.12.2001

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